"Das Land Hessen folgt bei der Rückgabe von Kulturgütern rechtlichen, ethischen und moralischen Maßstäben. Ganz gleich, ob es sich um Bücher, Denkmäler, Bilder, Skulpturen oder sonstige Artefakte handelt – Kulturgüter spiegeln die Geschichte und damit die Identität eines Landes.", betonte Kühne-Hörmann bei der Übergabe. Sie hob hervor, dass das Land Hessen seine Verpflichtung zur Rückgabe von unrechtmäßig ausgeführten Kulturgütern gemäß dem UNESCO-Übereinkommen vom 14. November 1970 sehr ernst nehme. Gleichzeitig erinnerte sie daran, dass früher bereits Objekte u. a. an Italien, Russland, den Irak und Mexiko zurückgegeben worden seien.
Minister Krasniqi sagte: "Der Staat Kosovo ist jung, seine Bevölkerung lebt jedoch Jahrtausende in der Region der balkanischen Halbinsel. Dies wird durch archäologische Stätten und diverse Fundstücke, die in allen Teilen des Landes gefunden werden, widergespiegelt. Das Museum des Kosovo wurde im Jahr 1999 ausgeraubt und viele wertvolle archäologische Stücke wurden gestohlen. Wir wünschen und wollen sie wieder heimbringen, genauso wie die 'Hyjnesha in Fron' ('Göttin auf Thron') jetzt endlich nach langer Zeit wieder heimkehrt. Die Vorgehensweise der hessischen Behörden lässt uns wissen, dass die Kulturgüter in Händen von Menschen aus einem Land der Hochkultur waren, die die Bedeutung und die Besonderheit der Funde wertschätzten. Dem Land Hessen spreche ich meinen besonderen Dank und meine Achtung für die sehr konstruktive Kommunikation aus und dafür, dass es die Kulturgüter für eine Zeit lang in seine Obhut nahm. Jetzt ist die Zeit gekommen, sie wieder durch die Institutionen der Republik Kosovo zu schützen."
Die kulturgeschichtlich wertvollste der Tonfiguren ist die genannte "Hyjnesha in Fron", eine 21,5 Zentimeter hohe komplett erhaltene sitzende Idolfigur. Bedeutend sind aber auch ein als Tierkopf gestalteter Deckel und eine weitere kleine sitzende Idolfigur. Die beiden Figurinen stammen insbesondere aufgrund der charakteristischen Ornamente, des Materials und der Maße aus der Gegend Tjerrtorja. Der Keramikdeckel ist aus gleichen Gründen typisch für die nördliche Region Kosovos. Eine schwarz polierte Schale mit 10,5 Zentimeter Durchmesser ist der späten Jungsteinzeit zuzurechnen. Solche Schalen sind ebenfalls im Norden Kosovos aufgekommen. Die drei Webgewichte treten in neolithischen Wohnstätten überall in Europa auf und haben daher keine Relevanz für den Fundort. Die chemische Materialanalyse legt jedoch einen Fundzusammenhang nahe.
Besonders die Keramikplastik einer sitzenden Menschgestalt und der Keramikdeckel in Tierkopfform stellen archäologische Objekte mit einem hohen Seltenheitswert dar. Für die beiden hervorragend erhaltenen Stücke ist ein kultisch-religiöser Hintergrund anzunehmen.
Die hessische Polizei hatte die Objekte im Rahmen eines Mordermittlungsverfahrens im Oktober 2005 in Frankfurt zufällig sichergestellt. Es gab jedoch keine Verbindung zwischen dem Kapitalverbrechen und den Fundstücken. Belege für eine ordnungsgemäße Ausfuhr der Artefakte aus dem Kosovo waren allerdings nicht vorhanden. Aufgrund der Sach- und Rechtslage ist davon auszugehen, dass die Gegenstände mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus Raubgrabungen stammen. Das hinsichtlich der Kulturgüter eingeleitete Ermittlungsverfahren gegen die damaligen Beschuldigten wurde im Sommer 2010 eingestellt, weil ein Zusammenhang nicht hergeleitet werden konnte.