In der Ägyptologie gilt Martin Stadler aufgrund seiner Arbeiten zum römischen Ägypten als "signifikanter Vertreter der 'Würzburger Schule'", wie es ein Rezensent seiner Dissertation formuliert hat. Gefördert durch ein Promotionsstipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes hat Stadler in dieser Arbeit als Erster eine bis dahin unbekannte, sehr ungewöhnliche und schwierige Quelle zur ägyptischen Religion aus dem ersten Jahrhundert nach Christus ediert und kommentiert.
Mit seiner Habilitationsschrift über den ibisköpfigen Gott Thot beschritt Stadler dann neue methodische Wege: Er verband die Ausdeutung wesentlicher Teile des ägyptischen Totenbuchs mit der Analyse des Weisheitsgottes. Diesen Ansatz bezeichnete Professor Mark Smith aus Oxford als richtungweisend für Arbeiten zur ägyptischen Religionsgeschichte. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert den Druck dieses knapp 600 Seiten starken Buches mit 7.800 Euro.
Auch sonst wirbt Martin Stadler erfolgreich Drittmittel für seine Forschung ein. Erst vor kurzem hat die DFG ihm ein Projekt bewilligt, in dessen Mittelpunkt der Tempel von Dime in der Oase Fayum steht. Rund 300.000 Euro stehen zur Verfügung - eine ungewöhnlich hohe Summe für ein geisteswissenschaftliches Vorhaben. Stadler kooperiert dabei in Ägypten mit italienischen Archäologen von der Universität Lecce.
Martin Stadler wurde 1973 in München geboren. An der Technischen Universität seiner Heimatstadt begann er ein Architekturstudium, wechselte dann nach einem Jahr an die Uni Würzburg. Hier studierte er Ägyptologie, Klassische Archäologie und Geschichte.
Zwei Jahre verbrachte er an der Universität Oxford in England, dort schloss er sein Studium 1998 mit dem Master ab. 2002 folgten in Würzburg der Magister und die Promotion in Ägyptologie, 2007 die Habilitation. Derzeit bekleidet Stadler am Institut für Altertumswissenschaften das Amt eines Akademischen Rates.
Die Laudatio auf Martin Stadler hielt David Brandstätter, Vorsitzender des Universitätsbunde. In seiner Rede erinnerte er auch an die Entstehungsgeschichte des Röntgenpreises. Der Röntgenpreis wurde zur 600-Jahr-Feier der Universität Würzburg im Jahr 2002 "wiederbelebt" - nach einer Pause von fast 60 Jahren. Seine Geburtsstunde fällt ins Jahr 1942: Damals richtete der Unternehmer Jakob Preh aus Bad Neustadt an der Saale zum 20-jährigen Bestehen des Universitätsbundes die Röntgenpreis-Stiftung ein und stattete sie mit 100.000 Reichsmark aus.