Ausgangspunkt waren Ausgrabungen im Rahmen einer bodendenkmalpflegerischen Routinemaßnahme im Vorfeld eines Straßenneubaus. Zur weiteren Erkundung des Areals kamen geophysikalische Verfahren und archäologische Befliegungen sowie ergänzend Oberflächenbegehungen zum Einsatz. Die Anlage folgt in den erschlossenen Teilen dem aus dem antiken Schrifttum und archäologischen Befunden den aus den Provinzen und grenznahen Gebieten des Römischen Reiches bekannten Schema: Ein Spitzgraben auf der Südseite ist auf etwa 425 m Länge nachgewiesen. Im Osten folgt nach einer abgerundeten Ecke ein etwa gleich langes Grabenstück. Im Nordosten befindet sich ein geophysikalisch prospektierter Eingang mit vorgelagertem Grabenstück (titulum).
Acht Backöfen mit Arbeitsgrube vervollständigen die bisher ausgegrabenen Strukturen. Sollte sich die Anlage im Norden und Westen in ähnlicher Art fortsetzen, liegt ein unregelmäßiges Viereck mit einem umschlossenen Raum von mindestens 18 ha vor. Unter den noch nicht sehr zahlreichen Funden befinden sich zur römischen Ausrüstung gehörende Buntmetallgegenstände und vier eiserne Schuhnägel. Die bisher wenigen Hinweise zur zeitlichen Einordnung lassen einen breiten Spielraum vom 1. Jh. bis 3. Jh. nach Christus zu, so dass noch kein sicherer Bezug zu einem eventuell aus der antiken Überlieferung bekannten Feldzug hergestellt werden kann.
Derartige Marschlager dienten der Unterbringung der Truppe auf den Feldzügen und waren nur eine Nacht bis einige Tage in Betrieb. Sie sind von den Legionären innerhalb weniger Stunden angelegt worden. Die antiken Truppenbewegungen folgten damals bekannten Streckenführungen, die durch die Entdeckung erstmals im Detail rekonstruiert werden können. In Nordthüringen bildet das Tal der Wipper zwischen Hainleite und Windleite einen engen natürlichen Korridor mit einem alten Überlandweg, der über das Obereichsfeld nach Westen in Richtung Werra- bzw. Wesertal führt. Nach Osten öffnen sich südlich des Kyffhäusers Wege in das Thüringer Becken, das mittlere Saalegebiet und das östliche Harzvorland. Die in diesem Jahr und den Folgejahren geplanten weiteren Ausgrabungen und naturwissenschaftlichen Untersuchungen werden ohne Zweifel zu einer Vermehrung des Fundbestandes, einer genaueren zeitlichen Einordnung und weiteren Hinweisen zum Aussehen der Anlage führen.