Mit diesen und anderen Fragen beschäftigt sich ein deutsch-niederländisches Kolloquium vom 27. bis 30. Juni an der Uni Nimwegen mit dem Titel: "Kontinuität und Diskontinuität - Die Germania inferior am Beginn und Ende der römischen Herrschaft". Die wissenschaftliche Leitung hat Priv.-Doz. Dr. Thomas Grünewald, Historiker an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg.
Die Wissenschaft hat noch viele offene Fragen zu diesem Thema, z. B.: welchen Einfluss hatten die Römer, als sie rund 400 Jahre lang in Niedergermanien präsent waren? Gibt es Lebensbereiche, die germanisch blieben? Wie lange blieb ihr Einfluss danach noch bestehen?
An interessierte Bürger richtet sich der öffentliche Abendvortrag am Donnerstag, 28. Juni. Prof. Dr. Reinhard Wolters von der Universität Tübingen spricht um 20 Uhr im Museum Het Valkhof in Nijmegen über "Freunde, Gefährten und Verbündete. Konzepte politischer Integration am Beginn und am Ende der römischen Herrschaft".
Grünewald zur Themenwahl: "Gerade geschichtliche Übergänge sind für uns Historiker besonders interessant. Sie bieten besonders aussagekräftige Phänomene." Dies gilt vor allem auch für den Niederrheinraum, in dem die römische und germanische Kultur aufeinander prallten. Grünewald: "Den Römern war die Provinz eher fremd und entlegen, zu wenig romanisiert, um je als wirklich römisch akzeptiert zu werden, militärisches Grenzland. Den freien Germanen hingegen war das Land zu römisch, um noch als germanisch gelten zu dürfen."
Wie konnte es dazu kommen? Nach der militärischen Eroberung gründeten die Römer vor 2000 Jahren Militärlager und Städte im Niederrheinraum, in denen sich germanische Einwanderer niederließen. Von hier aus breitete sich das Lateinische und römische Lebensart in der Region aus. Durch und durch römisch wurden vor allem die Städte und deren Umland.
Deutlich wird dies vor allem am Beispiel von Köln. Die hier ansässigen Ubier waren zwar germanischer Abstammung, bekannten sich aber dazu, Römer zu sein, schließlich hatten sie von Rom besondere Vorrechte garantiert bekommen, einschließlich Steuervergünstigungen, Rechtssicherheit und sozialem Prestige.
Anders dagegen die Situation in Xanten, das mit seiner wechselvollen Besiedlungsgeschichte eher für den Kontinuitätsbruch steht. Grünewald dazu: "So klein diese Provinz auch war, sie weist keine einheitliche Entwicklung auf." Die nötige Differenzierung leisten auf dem Kolloquium rund 40 niederländische und deutsche Archäologen und Althistoriker, die sich bereits vor zwei Jahren zu diesem Themenkomplex getroffen haben und das gemeinsame Arbeitsgebiet erneut gemeinsam erkunden wollen.
Quelle: Uni Duisburg (idw)