Zunächst war aufgrund der Sondage Grabungen davon ausgegangen, dass sich nur das an der Hauptstraße gelegene große Hauptgebäude, ein aus Urkunden belegtes Kanzleigebäude aus dem 16./17. Jahrhundert, im Untergrund erhalten hat. Wie sich jedoch im Laufe der Rettungsgrabung durch die Firma Archäologischer BaustellenService in Süddeutschland (ABS-iS) herausstellte, lagen unter bis zu 50 Zentimeter mächtigen Schwemmschichten weit ältere, spätmittelalterliche Gebäude verborgen. Diese waren zum Teil unterkellert und zeichneten sich durch erstaunlich qualitätsvolle Funde, insbesondere aus Glas, aus.
Viele der in Ortenberg gemachten Funde und vorgefundenen Baustrukturen belegen zudem eine intensiv genutzte Landwirtschaft, deren Schwerpunkt auf der Weinproduktion gelegen hatte. Die Funde weisen darüber hinaus darauf hin, dass das Gehöft vermutlich im 15. Jahrhundert entstanden und dann im 17. Jahrhundert ausgebaut worden ist. Die spätmittelalterlichen Wohngebäude, Stallungen und Ökonomiegebäude wurden vermutlich unter der fürstenbergischen Herrschaft über die Ortenau, unter Graf Wilhelm von Fürstenberg (1504 bis 1549), errichtet oder ausgebaut. Das Ende dieser Bauphase ist mit den verheerenden Hochwasserereignissen zu verbinden, die zwischen 1560 bis 1580 für das Kinzigtal überliefert sind.
In enger Abstimmung mit den vor Ort tätigen Baufirmen wurde das Gelände in mehreren Abschnitten untersucht und dann für die parallel laufenden Bauarbeiten freigegeben. Die letzten archäologisch zu untersuchenden Flächen liegen an der Hauptstraße. Dort sind in den kommenden Tagen noch für kurze Zeit die baulichen Reste des aus Stein errichteten Hauptgebäudes sichtbar, bevor die Rettungsgrabung voraussichtlich Mitte September abgeschlossen werden kann.