Die seit Frühjahr 2011 dauernden Ausgrabungen wurden wegen der Erneuerung des Strandbads nötig und umfassen Reste eines neolithischen Dorfes aus der Zeit um 3800 v. Chr. Insbesondere konnte eine mächtige Palisadenanlage mit Eingangsbereich dokumentiert werden. Vergleichbare Anlagen sind selten und wurden erst in den letzten Jahren als Verteidigungsanlagen interpretiert.
Die Palisade schliesst das Dorf gegen die Landseite hin ab. Das Bauwerk ist aus etwa 1000 dünnen Stangen aufgebaut, meist aus Hasel. Diese Konstruktion bildete das Skelett der Anlage. Dazwischen waren vermutlich Torfsoden, Längshölzer oder Gestrüpp verbaut worden, so dass eine Art Wall entstand. Ausserdem wurde bei der Ausgrabung am Moossee ein Abschnitt eines Bohlenweges gefunden. Über längs verlegten Unterzügen wurden behauene Bretter verlegt. Es handelt sich ziemlich sicher um den Zugang zum Dorf.
Die baulichen Strukturen - Palisade und Weg - sind überraschend gut erhalten und belegen, dass sich das Zentrum der Siedlung unter der Badematte des Strandbades befindet. Im letzten Abschnitt der Rettungsgrabung wurde zudem ein Einbaum entdeckt. Dieses Wasserfahrzeug ist vermutlich aus der gleichen Zeit wie die Siedlung, möglicherweise auch älter. Ein Teil des Einbaums wurde bereits geborgen, seine Länge kann zwischen 6 und 8 Meter betragen. Das Schiff wurde aus einem Lindenstamm gefertigt; derzeit läuft eine Radiokarbondatierung an der ETH Zürich. Das Alter des Einbaums wird erst in etwa vier Wochen bekannt sein. Es ist der erste Fund eines prähistorischen Einbaums im Kanton Bern seit 20 Jahren.
Da sich die Ausgrabung des Einbaums mitten im Strandbad des Moossees befindet, bietet sich für das interessierte Publikum die Gelegenheit, bei der Ausgrabung und Bergung zuzuschauen. Diese erfolgt voraussichtlich in der Woche vom 12. bis 16. September 2011. Ab Mitte September beginnen die Bauarbeiten für das neue Strandbad. Obwohl weit mehr Funde und Strukturen entdeckt wurden wie ursprünglich erwartet, kann der Bau des Strandbades nach Plan erfolgen.
Die prähistorischen Seeufersiedlungen am Moossee zählen seit ihrer Entdeckung vor 150 Jahren zu den bekanntesten Fundstellen der schweizerischen Pfahlbauarchäologie. Die ersten Ausgrabungen fanden hier bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts statt.