Der Obergermanisch-Raetische Limes ist mit 550 Kilometern das längste Bodendenkmal Europas. Er bildete in römischer Zeit die sichtbare Grenze zu Germanien und ist gemeinsam mit dem Hadrianswall in Großbritannien die grenzüberschreitende Welterbestätte "Grenzen des Römischen Imperiums". Seit der Ernennung des Obergermanisch-Raetischen Limes zum UNESCO-Welterbe im Jahr 2005 wurden entlang der antiken Grenze zur Vermittlung Informationszentren eingerichtet.
Das regionale Limesinformationszentrum für den Landkreis Gießen in Hof Graß wurde neu konzipiert und eingerichtet. Es befindet sich in einem Naturschutzgebiet, in dem jährlich rund 16 Millionen Kubikmeter Trinkwasser gefördert werden, und hat neben den Informationen zum UNESCO-Welterbe Limes u. a. das Thema Wasser in römischer Zeit als Schwerpunkt. Die Vermittlung der Themen in der Ausstellung erfolgt anhand von Texten, Bildern und Zeichnungen sowie Originalfunden in Vitrinen. Das Limesinformationszentrum ist barrierefrei und die Texte der Ausstellung sind außer in Englisch und Französisch auch in Blindenschrift Braille übersetzt. Taktile Pläne und Objekte zum Anfassen laden auch Sehende zum „Begreifen" der Themen ein.
Als erstes Gebäude des im Aufbau befindlichen Ensembles Hof Graß wurde das Limesinformationszentrum nun seiner Bestimmung übergeben. Die Sanierung des Gebäudes direkt an der Zufahrt zum Hof kostete rund 1,35 Millionen Euro. Das Gelände wurde von den Oberhessischen Versorgungsbetrieben (Ovag) erworben und derzeit saniert. Das zweite Haus aus dem alten Gebäudebestand soll als Stadtarchiv genutzt werden.
Der hessische Landesarchäologe Prof. Dr. Egon Schallmayer hob der bei der Eröffnung hervor, dass mit dem Eröffnungstag nun in allen hessischen Landkreisen, durch die der Limes verläuft, Informationszentren eingerichtet wurden. Ziel der hessenARCHÄOLOGIE sei es, Geschichte allen zugänglich zu machen. In dem Informationszentrum erhalte man einen Blick für das „Imperium Romanum", seien doch die Römer die Kulturträger der damaligen Zeit gewesen. Das Alleinstellungsmerkmal in Hof Graß sei die Zugänglichkeit der Informationen auch für blinde Menschen, Geschichte sei hier erfühlbar, und so könnten u. a. der Limesverlauf und die Kastelle ertastet werden.
Das Limesinformationszentrum wurde mit Unterstützung der Oberhessischen Versorgungsbetriebe (OVAG), der Stadt Hungen, und Zuschüssen aus dem Bundesinvestitionsprogramm für die nationalen Welterbestätten und unter fachlicher Aufsicht der hessenARCHÄOLOGIE konzipiert.