Bis in die erste Hälfte des ersten vorchristlichen Jahrtausends reichen die Fundstücke, die bei der achten Grabungskampagne gefunden worden sind. Das stark bewaldete Gelände, das ungefähr einen Hektar groß ist, wird nach und nach archäologisch untersucht. Dabei zeigt sich eine komplexe Struktur des Heiligtums mit verschiedenen großen Gebäuden. "Das Areal ist viel größer als wir ursprünglich angenommen haben", erzählt Winter. Rund 300.000 Knochen wurden gefunden. Bei der Analyse zeigte sich eine bislang nicht bekannte Besonderheit: Es dominieren die rechten Hinterteile von Schafen und Rindern. "Offenbar gab es einen speziellen Opferritus, bei dem nur diese Teile verwendet wurden", mutmaßt Winter. Es waren fast ausschließlich besonders wertvolle Jungtiere, was die Bedeutung des Kultes unterstreicht.
Der Name des ursprünglichen Gottes, der hier bereits in der späten Eisenzeit im sechsten und fünften Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung von einer aramäisch sprechenden Bevölkerung verehrt wurde, ist nicht bekannt. Klar ist aber, dass der Dülük Baba Tepesi schnell zu einem Zentrum von überregionaler Bedeutung wurde. So fanden Winter und seine Mitarbeiter eine Tonbulle persischer Zeit, wie sie zum Versiegeln von Dokumenten gebraucht wurde. Sie belegt, dass es im fünften und vierten Jahrhundert eine Korrespondenz mit dem persischen Hof gab. Bislang konnten über 1300 Perlen und Amulette sowie 325 Stempel- und Rollsiegel geborgen werden. Aus keiner anderen Grabung des Nahen Ostens stammen vergleichbare Mengen an Siegeln dieser Zeitstellung.
"Die meisten Siegel lagen zu Seiten einer Mauer, die zu einer monumentalen Architektur aus der Frühzeit des Heiligtums gehört, von der nunmehr erstmals substantielle Reste nachgewiesen werden können", berichtet der Archäologe Michael Blömer, "ein auf dem anstehenden Fels errichteter Bau, der aus einem 1,20 hohen und 1,50 breiten Bruchsteinsockel mit Lehmaufbau besteht." Dieser mächtige Sockel kann bereits jetzt schon auf einer Länge von zehn Meter verfolgt werden. Aufgrund einer solchen Größe kann es sich bei diesem monumentalen Lehmziegelbau nur um ein offizielles Gebäude wie einen Palast oder Tempel handeln. Spätere römische und hellenistische Gebäude haben Rücksicht auf den Bau genommen und Teile integriert. "Wie die Architektur tatsächlich aussah, wissen wir noch nicht", sagt Winter bedauernd. Noch überlegen die Münsteraner Wissenschaftler, die von der DFG unterstützt werden, aber vor allem, wo in römischer Zeit der Tempel mit dem Altar des Wettergottes, der stets mit Blitzbündel und Axt auf einem Stier stehend dargestellt wurde, gestanden haben mag.