Rund 20 mal 30 Meter misst die Fläche der kleinen Erhebung, die sich auf dem leicht abschüssigen Gelände im Wald östlich des Campus abzeichnet – »die normale Größe eines römischen Landhauses«, sagt Professor Rudolf Echt, der in der Fachrichtung Altertumswissenschaften das Fach Vor- und Frühgeschichte an der Saar-Uni vertritt. Noch bis zum 12. September leiten er und sein Kollege Frank Fecht eine Lehrgrabung für sieben Bachelorstudenten der Fächer Altertumswissenschaften und Historisch orientierte Kulturwissenschaften. Nach einer Grabungswoche sind die Forscher sicher: Die römischen Ruinen, die sich unter dem sandigen Waldboden verbergen, stammen nicht von einer Villa. »Wir finden hier keine typischen römischen Gebäudemauern, die entsprechenden Steine fehlen ebenso wie der Zement«, sagt Rudolf Echt. Vielmehr haben die Studenten einzelne, mehrere Zentner schwere Steine mit waagerechter Oberfläche freigelegt sowie riesige längliche Blöcke, die ohne Mörtel in die Erde gelegt wurden. »Es handelt sich um sekundär verwendete monumentale Blöcke. Welchem Zweck sie dienten, wissen wir noch nicht.« Außer den Steinblöcken haben die Studenten schon etliche Gefäßscherben ausgegraben, darunter den Henkel eines römischen Kruges, Rand- und Bodenscherben römischer Drehscheibenkeramik sowie typisch römische Leistenziegel.
Bisher gibt es keinen ähnlichen Befund im Saarland. Vergleichbare Mauerzüge seien bisher lediglich in Neuss am Niederrhein in den 1950er Jahren ausgegraben worden; man habe dort Altäre und eine Weiheinschrift an den Gott Jupiter gefunden, erklärt Prof. Echt. Daher könnte es sich bei dem Bauwerk auf dem Campus um einen römischen Kultbezirk oder ein Heiligtum handeln. Sicherheit werden jedoch erst die nächsten beiden Grabungswochen bringen.
Bereits 1965 war man auf eine römische Anlage am Rande des Campus aufmerksam geworden: Damals teilte der Direktor des Instituts für Vor- und Frühgeschichte Prof. Rolf Hachmann der Unileitung in einem Brief mit, dass sich südlich des im Bau befindlichen Mathematischen Instituts die Ruinen einer römischen Villa befinden. Darüber habe ihn der Landeskonservator des Saarlandes A. Kolling informiert. »Was von den Gebäuden bekannt geworden ist, lässt auf eine ansehnliche Anlage schließen, die aus solidem Mauerwerk errichtet wurde (…)«, habe ihm Kolling mitgeteilt. 1847 hatte ein Förster an der Stelle bereits unfachmännisch gegraben, doch der größte Teil liegt noch unberührt im Boden. Bei der diesjährigen Grabung wollen die Saarbrücker Experten auch herausfinden, ob die Anlage in zeitlichem Zusammenhang mit einem römerzeitlichen Brandgräberfeld auf der gegenüberliegenden Seite des Meerwiesertales steht. Dieses wurde 2008 bei der Erweiterung des Instituts für Zerstörungsfreie Prüfverfahren (IZFP) entdeckt und mithilfe von Studenten der Universität dokumentiert und geborgen.