In dem geplanten Neubaugebiet Neu-Listernohl Nord haben Archäologen in Abstimmung mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die Reste eines Hofs aus der vorrömischen Eisenzeit freigelegt. Sie datiert aller Wahrscheinlichkeit nach in die Zeit von 750 vor Christus bis um die Zeitenwende.
Bislang sind Spuren eines Brunnens und dreier Gruben zu erkennen, bei denen es sich um Vorratsgruben zur Lagerung von Getreide handeln könnte. Außerdem fand sich der Nachweis von drei kleineren Gruben, in denen einst Holzpfosten gestanden haben. Diese sind innerhalb der Gruben durch entsprechende Verfärbungen zu erkennen, entstanden durch das vergangene Holz. Diese Spuren deuten auf die Überreste eines Gebäudes hin.
Auffällig ist vor allem die verhältnismäßig große Anzahl an Keramikscherben. "Einige der Befunde waren alleine anhand der auffälligen Scherbenmengen erkennbar, da die eigentliche Verfüllung sich nicht stark vom natürlichen Boden unterscheidet", erläutert Thies Evers von der archäologischen Spezialfirma, die mit den Grabungen beauftragt wurde. Die Scherben gehören überwiegend zu sehr großen, fassartigen Töpfen. Ähnliche Gefäße sind in Siegen-Wittgenstein hauptsächlich von Siedlungsplätzen aus dem dritten bis ersten Jahrhundert vor Christus bekannt.
Rätsel gibt zurzeit ein weiterer Befund auf. Die Archäologen legten das Fundament eines kreisrunden Ofens frei, der im Durchmesser drei Meter groß ist. "Weder wissen wir im Moment, wie alt der Ofen genau ist, noch, welchem Zweck er diente", so Cichy. Am Rand des Fundaments anhaftendes Gestein weist eine starke Verglasung auf. Das zeugt von Brennvorgängen, bei denen Temperaturen von über 1000 Grad Celsius erreicht wurden.
Damit ist auszuschließen, dass der Ofen zum Backen von Brot oder zum Brennen von Keramik genutzt wurde. Bei diesen Vorgängen werden nur Temperaturen von wenigen hunderten Grad Celsius benötigt. Auch die Verhüttung von Erzen erscheint unwahrscheinlich. Entsprechende Öfen dafür haben eigentlich eine andere Form. Der genaue Zweck des Ofens muss also zunächst unklar bleiben.
Damit sind nun bereits zwei eisenzeitliche Siedlungsplätze aus dem Gebiet um Attendorn bekannt. Bereits 2018 waren bei archäologischen Untersuchungen in Fernholte zwei Höfe entdeckt worden. "Bis letztes Jahr fehlte uns der konkrete Nachweis einer Besiedlung in dieser Zeit für die Olper Region. Jetzt haben wir sogar eine zweite Siedlung gefunden", freut sich Dr. Eva Cichy von der LWL-Archäologie für Westfalen.
Bisher handelt es sich bei den archäologischen Maßnahmen nur um eine Voruntersuchung. Die Fläche wird erst nur oberflächig freigelegt, um die Notwendigkeit von ausführlicheren Grabungen zu prüfen. "Wir hatten aber bereits erwartet hier auf Siedlungsspuren zu stoßen", erklärt Cichy. Denn ähnlich wie in Attendorn-Fernholte liegt das künftige Baugebiet auf fruchtbarem Boden und in der Nähe eines Fließgewässers. "Das sind optimale Bedingungen für eine Siedlungsgründung", so Cichy. Weitere Grabungen sind bislang voraussichtlich für Ende des Jahres geplant.