Rachitis schon bei den Neandertalern

Als Krankheit der industriellen Revolution ist Rachitis hinreichend bekannt. Die englische Krankheit ist jedoch ein viel älteres Phänomen, das bereits bei den Neandertalern auftrat.

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In einer Studie von Dr. Andrea Böttcher (Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin, Uni Köln) sind verblüffende Details über die heute sehr selten gewordene Mangelerscheinung an Vitamin D entdeckt worden.

Schon vor Jahrtausenden litten die Neandertaler an Knochenerweichung. Erklärt wird dies durch die zunehmende Dunkelheit während der Eiszeit. So konnte die stark pigmentierte Haut der Urbewohner nicht mehr genügend Vitamin D produzieren.

Bei ägyptischen Mumien wurden keine eindeutigen Beweise für oder gegen die Existenz der Krankheit festgestellt. Doch wurden an Skeletten junger, im Tempelbezirk von Theben gefangen gehaltener Affen Rachitismerkmale entdeckt.

Ähnlich wie Lepra schon in der Bibel mit vielen Symptomen beschrieben wird, so sind auch bei Hippokrates, Soranus und Galen Beschreibungen von Merkmalen der Rachitis zu finden.

Obwohl diesen Quellen zufolge das Leiden schon in der Vor- und Frühzeit wahrscheinlich existent war, wird das Krankheitsbild aber erst im 17. Jh. offiziell erfaßt.

Mit der industriellen Revolution und der Kinderarbeit begann auch die massenhafte Verbreitung der Krankheit. Ständige Dunkelheit, miserable hygienische Verhältnisse sowie schlechte und unzureichende Ernährung führten zu vielen Mißbildungen.

Erst nach der Entdeckung der Rachitis als UV-Lichtmangelerkrankung, gegen Ende des Jahrhunderts, wurde die eigentliche Lösung des Problems gefunden. Den Durchbruch lieferte die Erkenntnis, daß in Lebertran ein antirachitischer Stoff enthalten ist, das heute allen bekannte Vitamin D.

Die Krankheit ist mittels vorbeugender Maßnahmen in den Industrienationen immer seltener geworden. Sie kann heute als ein Teil der Gesellschaftsgeschichte des 18. und 19. Jh. gesehen werden.

 

Quelle: Uni Köln