Seit September 2oo8 werden im Vorfeld der zukünftigen Baumaßnahmen auf einer Länge von ca.
22 km großflächige archäologische Grabungen durch das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt durchgeführt. Acht Wochen nach Aufnahme der Grabungstätigkeit wurden nun bereits erste Ergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt.
Östlich und südöstlich von Bad Lauchstädt im Saalekreis in Sachsen-Anhalt, konzentrieren sich die Nachweise verschiedener archäologischer Befunde. Markantes, heute noch sichtbares Zeichen der ehemaligen Besiedlung ist der so genannte »Feldherrenhügel« östlich von Bad Lauchstädt an der L172.
Die momentan auf dem südlichen Ufer der Laucha stattfindenden Ausgrabungen belegen eine kontinuierliche Besiedlung durch bäuerliche Gemeinschaften seit dem Ende der Steinzeit. Bisher sind zwölf Bestattungen sowohl aus der Schnurkeramischen Kultur (ca. 48oo–41oo Jahre vor heute) als auch aus der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur (ca. 43oo–36oo vor heute) freigelegt. Sie sind, neben zahlreichen Siedlungsgruben, die signifikantesten Indikatoren für die Siedlungskontinuität dieses Gebietes. Beispielhaft für die Art der Bestattungen ist ein west-ost orientiertes schnurkeramisches Grab eines Mannes, in dem, zusammen mit einer Amphore und zwei Bechern, die im Halsbereich mit einer umlaufenden waagrechten Schnurzier versehen sind, ein Steinbeil und ein Bündel von vier Knochenwerkzeugen die Grabausstattung ergänzen. Ursprünglich wohl in einem organischen Behältnis eingewickelt, wurden diese Gerätschaften zusammen mit der Beilklinge und den drei Gefäßen am Fußende deponiert. Der Umgang mit den Toten war jedoch nicht immer so sorgfältig, wie in diesem Grab. Dies belegt der Fund eines Skelettes aus der Aunjetitzer Kultur. Für diesen Toten wurde keine gesonderte Grabgrube angelegt – er fand seine letzte Ruhe in einer nicht mehr benötigten Siedlungsgrube. Ein Phänomen, das in unterschiedlichster Ausprägung wiederholt auch auf anderen Fundstellen zu beobachten ist.
Die Fundstelle nördlich der heutigen Ortschaft Oechlitz, ebenfalls Saalekreis, ist durch die nahe Lage zum Wasserlauf der Stöbnitz ebenfalls ein zu allen Zeiten attraktiver Siedlungsort gewesen. Wichtig war hier auch die Nähe zu fruchtbaren Lössböden.
Die Kombination der erstklassigen Siedlungsbedingungen für eine bäuerlich produzierende Wirtschaftsweise lässt sich über einen langen Zeitraum verfolgen. Von der Fundstelle Oechlitz stammen aus Siedlungsgruben Funde von einer der ersten Bauernkulturen Mitteleuropas, der sog. Linienbandkeramischen Kultur (ca. 75oo–68oo Jahre vor heute). Weitere Belege für eine Siedeltätigkeit früher Bauernkulturen an dieser Stelle sind u.a. 15 Bestattungen der Schnurkeramischen bzw. der Aunjetitzer Kultur. Besonders die Grablegen der Schnurkeramik sind hier zum Teil mit qualitätvollen Beigaben ausgestattet. So wurde z.B. eine Frau für die Reise ins Jenseits nicht nur mit Gefäßen, sondern auch mit Bernsteinperlen, kleinen Muschelpailletten und durchlochten Tierzähnen versehen. Aufgrund der Fundlage und durch Vergleiche verstärkt sich die Annahme, dass sowohl die kleinen Muschelpailletten als auch die Tierzähne ursprünglich auf der Bekleidung oder auf Tüchern befestigt waren.
Interessant ist ebenfalls eine südost-nordwest ausgerichtete Grablege der Aunjetitzer Kultur mit den Überresten von mindestens sieben Individuen. Auffällig ist die Trennung in eine westliche und östliche Gruppe (im Verhältnis 3:4). In diesem »Massengrab« fanden zwei Frauen, drei Männer und zwei Jugendliche ihre letzte Ruhe. Jede dieser Gruppen war mit jeweils zwei Gefäßen ausgestattet. Zwischen den Skelettresten im östlichen Bereich konnte noch ein so genannter Lockenring aus Kupfer/Bronze geborgen werden, welcher ursprünglich im Schläfen- bzw. Stirnbereich getragen wurde. Der Großteil der archäologischen Funde stammt jedoch aus Gruben der späten Bronze- bzw. frühen Eisenzeit (32oo–28oo vor unserer Zeit).