Protest des DArV und des Verbandes deutscher Kunsthistoriker gegen die Verlegung der Semesterzeiten
Im Beschluss der HRK heisst es: "Die HRK hält es für auf Dauer nicht hinnehmbar, dass die Vorlesungs- und Prüfungszeiten des deutschen Wintersemesters im Februar/März mit fast allen Frühjahr- / Sommersemesterzeiten im Ausland kollidieren. Zur Verbesserung der internationalen Mobilität der Studierenden schlägt die HRK vor, die Vorlesungszeiten (Kernzeiten der Lehrveranstaltungen) bei Beibehaltung der geltenden Semesterwochenzahlen dem in Europa und den USA vorherrschenden Muster anzupassen und entsprechend vorzuverlegen."
Der Deutsche Archäologen-Verband (DArV) und der Verband Deutscher Kunsthistoriker sprechen sich nun in einer gemeinsamen Erklärung, die auf den Seiten des DArV veröffentlicht wurde, gegen diese Regelung aus. In der Erklärung heisst es u.a. zur Begründung:
"Der Deutsche Archäologen-Verband und der Verband Deutscher Kunsthistoriker, Berufsverbände mit zusammen ca. 2800 Mitgliedern, sprechen sich nachdrücklich gegen eine Umsetzung dieses Beschlusses aus, da hiermit eine gravierende Verschlechterung der Forschungs-, Ausbildungs- und Lehrsituation verbunden wäre.
- Der Übergang von Abitur zum Studium würde durch die verkürzte Bewerbungs- und Einschreibezeit erschwert.
- Die Durchführung von Praktika, denen im Rahmen der neuen BA-Studiengänge eine besondere Bedeutung zukommt, würde nahezu unmöglich gemacht, da die Semesterferien weitgehend parallel zu den Schulferien lägen, in denen viele Betriebe/Einrichtungen geschlossen sind bzw. eingeschränkt arbeiten.
- Juli/August eignen sich nicht für Exkursionen, Forschungsreisen und Feldforschungen, die für die denkmälerorientierten Wissenschaften wie die Archäologien und die Kunstgeschichte unverzichtbar sind. Erstens sind viele Einrichtungen wie Archive, Bibliotheken und Ämter geschlossen, zweitens ist es in vielen Ländern in dieser Zeit klimatisch zu heiß für Feldforschungen, und drittens sind die Reise- und Übernachtungskosten in Ferienzeiten stark erhöht. Archäologische Ausgrabungen lassen sich in den meisten Ländern Europas auch im Januar/Februar wegen der Witterungsverhältnisse nicht durchführen.
- Wenn die vorlesungsfreie Zeit um ca. vier Wochen gekürzt würde (die Semester sollen den Plänen nach mindesten 16 Unterrichtswochen umfassen), bliebe zuwenig Zeit für die Forschung, zumal der Prüfungs- und Korrekturaufwand durch die Bologna-Reformen erheblich gestiegen ist. Außerdem fehlte die Zeit zur Durchführung von Fachtagungen, Exkursionen usw.
- Es trifft nicht zu, daß die geplanten neuen Zeiten international üblich sind - vielmehr gibt es starke Schwankungen. Gegenwärtig erleichtert die mit einigen Ländern zeitversetzte Semestertaktung geradezu den Austausch und die Einladung von Gastwissenschaftlern.
Wie zahlreiche weitere Fachverbände und Berufsverbände appellieren der Deutsche Archäologen-Verband und der Verband Deutscher Kunsthistoriker daher eindringlich an die Hochschulrektorenkonferenz und an die Verantwortlichen in den Bundesländern und Universitäten, die Pläne zur Veränderung der Semesterzeiten fallenzulassen, damit Forschung und Lehre keinen Schaden nehmen."