Promotion zum karolingerzeitlichen Kirchenbau mit Leibniz-Preis ausgezeichnet
Dr. Michelle Beghelli (37) vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie in Mainz wurde mit ihrer Arbeit "From the quarry to the church. The economics of Early Medieval stone architectural sculpture: materials, makers and patrons (7th - 9th centuries)" an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz promoviert. Die Arbeit befasst sich mit dem karolingischen Kirchenbau im circum-alpinen Raum (Nord- und Mittel-Italien, Südfrankreich, Schweiz und Österreich) und rekonstruiert ausgehend von verzierten Steinelementen der Inneneinrichtung die dafür notwendigen Infrastrukturen vom Steinbruch bis zum fertiggestellten Bau. Mit Blick auf die Gesamtensembles – nicht nur einzelne Elemente – vollzieht sie dabei auf Basis archäologischer und schriftlicher Quellen den kompletten Fertigungsprozess nach. Sie analysiert Material, Handwerker und Auftraggeber der Steinelemente und gewinnt Erkenntnisse zu Steingewinnung und Steintransporten, zu den Steinmetzen, die als gefragte Spezialisten als Wanderarbeiter über große Distanzen unterwegs waren, sowie über das Management der Bauvorhaben durch deren Auftraggeber. Die Erkenntnisse haben damit Relevanz für eine Vielzahl von Disziplinen von der Archäologie über Alte und Mittlere Geschichte, Kunst- und Kirchengeschichte sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Die Arbeit dürfte in den nächsten Jahrzehnten eines der Standardwerke für karolingerzeitlichen Kirchenbau sein, da sie das Thema umfassend und hervorragend analysiere, ist sich Beghellis Promotionsbetreuer Dieter Quast sicher.
Michelle Beghelli stammt aus der italienischen Region Piemont und studierte christliche und früh-byzantinische Archäologie an der Universität von Bologna. Von 2012 bis 2018 folgte ein Promotionsstudium der Vor- und Frühgeschichte am Römisch-Germanischen Zentralmuseum und der Universität Mainz, das mit Stipendien des RGZM und des Leibniz-WissenschaftsCampus "Byzanz zwischen Orient und Okzident" gefördert wurde. Aktuell hat Michelle Beghelli ein Feodor Lynen-Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung inne, mit dem sie ihre Forschungen in Zagreb fortsetzen möchte.