Jens Lüning, am 11. Februar 1938 in Dortmund geboren, promovierte 1966 in Heidelberg mit einer grundlegenden Arbeit zur Michelsberger Kultur, einer Phase der ausgehenden Jungsteinzeit (Neolithikum), die nach dem Fundplatz auf dem Michelsberg in der Nähe von Bruchsal (Baden-Württemberg) benannt ist. Auf Lüning geht die gebräuchliche Einteilung der Michelsberger Kultur in die Zeitphasen »MK I–V« zurück. Noch im gleichen Jahr trat er eine Assistenz am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität zu Köln an, wo er später als Professor wirkte. 1982 wechselte er auf den Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichte an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, den er bis zu seiner Emeritierung 2003 innehatte.
Jens Lüning, Mitbegründer der »Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte« (DGUF), führte zahlreiche Grabungen an Fundplätzen der Jungsteinzeit durch. Besonders widmete er sich den Lössgebieten zwischen Köln und Aachen. Er hatte sehr früh die vielfältigen Möglichkeiten erkannt, die sich durch den großflächigen Abbau der Braunkohle ergaben. In diesen Arealen konnten nicht nur einzelne Siedlungen, sondern komplette Kleinlandschaften untersucht werden.
Gemeinsam mit Rudolph Kuper entwickelte Lüning Anfang der 1970er Jahre das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Großprojekt »Siedlungsarchäologie der Aldenhovener Platte«. Es ermöglichte die seinerzeit großflächigsten neolithischen Grabungen in Europa und bewirkte die Einführung innovativer Methoden in der Grabungstechnik. Die Aldenhovener Platte gilt seitdem als besterforschte bandkeramische Siedlungskammer Europas, was sich in unzähligen Veröffentlichungen zum frühen Neolithikum niederschlug. Lüning selbst publizierte bedeutende Arbeiten zur experimentellen Archäologie und zur Landwirtschaft.
Von 1990 bis 2014 war Lüning Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates der »Stiftung zur Förderung der Archäologie im rheinischen Braunkohlenrevier«. Das Gremium berät über die Vergabe von Stipendien und Forschungsaufträgen sowie Druckzuschüssen für Publikationen.
Europas größte Archäologiestiftung blickt in diesem Jahr auf ein erfolgreiches Wirken in den letzten 25 Jahren zurück. Am 20. April 1990 gründeten das Land Nordrhein-Westfalen, die damalige Rheinbraun AG (heute RWE Power) und der Landschaftsverband Rheinland (LVR) die »Stiftung zur Förderung der Archäologie im rheinischen Braunkohlenrevier«. Ihre Aufgabe ist es, die archäologischen Arbeiten im Gebiet der Tagebaue Hambach, Inden und Garzweiler finanziell zu unterstützen. Dazu gehört das gesamte Spektrum von der Ausgrabung, über die wissenschaftliche Forschung und die Publikation bis hin zur Präsentation der Funde.
Die großen Braunkohlentagebaue im Rheinland sind ein tiefer Eingriff in eine Landschaft, die seit Jahrtausenden besiedelt ist. Die Ressourcen der amtlichen Bodendenkmalpflege reichen alleine nicht aus, die Spuren früherer Kulturen fachgerecht zu dokumentieren, zu bergen und wissenschaftlich auszuwerten. Diese Erkenntnis führte 1990 zur Gründung der Archäologiestiftung, die hinsichtlich Umfang und Ausstattung in Deutschland führend ist. Über 14,7 Millionen Euro flossen seit der Gründung 1990, um die Bodendenkmalpflege im Gebiet des Braunkohlentagebaus zu intensivieren und jahrtausendealte Funde buchstäblich unter dem Schaufelrad vor ihrer Zerstörung zu retten.
Die Braunkohlenstiftung fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs durch Stipendien für Abschlussarbeiten und wissenschaftliche Projekte – in den 25 Jahren ihres Bestehens immerhin 241 an der Zahl. Sie fördert Publikationen und Ausstellungen, betreibt aktive Öffentlichkeitsarbeit und nicht zuletzt finanziert sie Prospektionen und Ausgrabungen. Insgesamt investiert die Stiftung jährlich rund 500.000 Euro. Der von den Stiftern ins Leben gerufene und mit 5.000 Euro dotierte Archäologiepreis für herausragende wissenschaftliche Arbeiten ist eine begehrte Auszeichnung mit Bedeutung weit über das Rheinland hinaus.