Geprägt vom diesjährigen Gastland und der Gründung einer neuen Außenstelle in Peking steht auch der Messeauftritt des Deutschen Archäologischen Instituts im Zeichen von China. Neben den aktuellen Neuerscheinungen der weltweit agierenden Abteilungen und Zweigstellen wird die neue Buchreihe "Archäologie in China" erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Der DAI-Stand bietet Besuchern umfangreiche Informationen über das Institut, die Eurasien-Abteilung - an welche die Außenstelle Peking angegliedert sein wird - sowie den aktuellen Forschungsprojekten in China in deutscher, englischer und chinesischer Sprache.
Die Podiumsdiskussion findet am Freitag, 16. Oktober von 12.00-13.00 Uhr im Internationalen Zentrum (Halle 5.0) zum Thema "Archäologische Museen als Identitätsstifter" statt. Repräsentative Fundplatzmuseen werden in China wie in Deutschland zunehmend zu Orten anschaulicher Vermittlung und nachhaltigen Erlebens lokal-kultureller Identität. Das Jinsha-Museum im Herzen der Hauptstadt der zentralchinesischen Provinz Sichuan mit einer aktiven Öffentlichkeitsarbeit ist dafür ein herausragendes Beispiel. Vor allem Goldmasken und Skulpturen sowie Spuren von Elefantenkulten, die direkt mit den Bewohnern des Chengdu-Tales vor 3000 Jahren in Verbindung gebracht werden, ziehen enorme Besucherströme an.
Noch bekannter als Jinsha ist der nahe gelegene Fundplatz Sanxingdui, wo Mitte der 80er Jahre international Aufsehen erregende, riesige Bronzemasken und eine überlebensgroße Bronzeskulptur entdeckt wurden. Sie gehörten offensichtlich zu einer reichen Tempelausstattung, die man aus unbekannten Gründen in zwei Gruben mit einer großen Menge Elefantenstoßzähnen rituell bestattet hatte. Das Museum Sanxingdui gehört inzwischen zu den größten Fundplatzmuseen Chinas.
Im medialen Auftritt beider Museen wird vor allem die Andersartigkeit im Vergleich zur zeitgenössischen nördlich benachbarten chinesischen Zivilisation betont. Und die Bewohner Sichuans identifizieren sich heute stark mit diesen Frühzeitkulturen, gerade weil sie Jahrhunderte später von der chinesischen Kulturtradition assimiliert worden sind.
Im Vergleich dazu spielt in Deutschland das Museum der Varus-Schlacht in Kalkriese, wo in diesem Jahr der 2000ste Jahrestag des Sieges der Germanen über die Römer begangen wird, eine ähnlich identitätsstiftende Rolle. Das multimediale Museum Nebra führt den Besucher 3600 Jahre zurück in die Vergangenheit und ist einer von vier Standorten der neuen touristischen Route "Himmelswege", die archäologisch bedeutende Orte im südlichen Sachsen-Anhalt miteinander verbindet. Die Instrumentalisierung historischer Ereignisse und lokal-spezifischer Entwicklungen zur Ausbildung von Ortsverbundenheit und Geschichtsbewusstsein stehen im Zentrum der Expertendiskussion.
Es diskutieren:
- Herr Prof. Zhu Zhangyl, Direktor des Jinsha-Museums Chengdu
- Herr Prof. Huo Wei, Direktor des Instituts für Tibetstudien der Sichuan-Universität Chengdu
- Frau Heidrun Derks, Museum und Park Kalkriese
- Herr Dr. Harald Meller, Landesmuseum für Vorgeschichte Halle, Sachsen-Anhalt
- Moderation: Frau PD Dr. Mayke Wagner, Leiterin der Außenstelle Peking des DAI