Plünderungen in Baghdad

Zur Lage der Plünderungen von Kulturgütern im Irak hat das Deutsche Archäologische Institut (DAI) folgende meldung herausgegeben

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Über den Umfang der durch die Plünderungen angerichteten Schäden in den Museen gibt es bisher nur vage Einschätzungen, die in den Medien unterschiedlich beziffert werden. Für das Nationalmuseum werden ca. 80% der Bestände als beschädigt oder geraubt angegeben, gelegentlich ist von ca. 160.000 Funden die Rede, was ungefähr der Gesamtmenge der inventarisierten Objekte entsprechen dürfte. Für eine verläßliche Bestandsaufnahme der tatsächlichen Schäden ist erforderlich, dass Experten, die in der Vergangenheit im Iraq Feldforschungen betrieben oder Konservierungsarbeiten geleistet haben, möglichst bald aufbrechen, um den irakischen Kollegen bei der Schadensfeststellung oder -dokumentation behilflich zu sein. Betroffen sind nicht nur die geplünderte Museen, sondern auch Ruinenorte, die durch Raubgrabungen zerstört worden sein könnten.

Das DAI unterhält zwar seit 1955 ein Institut in Baghdad, das in den vergangenen Jahren infolge des Embargos gegen den Iraq und den Kriegen nicht regelmäßig mit entsandten Kräften besetzt war (www.dainst.de). Zur Zeit halten sich keine Mitarbeiter des Instituts im Iraq auf. Aus diesem Grunde ist das Institut nicht in der Lage, detaillierte Informationen zum aktuellen Geschehen im Iraq zu geben. Es bestehen gegenwärtig auch keine Kontakte zu Ortskräften oder Kollegen. Daher können nur sehr allgemeine Angaben im Zusammenhang mit den jüngsten Plünderungen gemacht werden.

Das DAI hat in der Vergangenheit Feldforschungen u.a. in Uruk-Warka (die Stadt des legendären Königs Gilgamesch), Babylon, Sippar, sowie an Orten im Hamrin und in der Westwüste (Wadi Hauran) durchgeführt. Die an diesen Orten gefundenen Artefakte wurden im Iraq-Museum archiviert und gelagert. Sie könnten von den Plünderungen betroffen sein. Unklar ist, welche Funde u.U. zum Zeitpunkt der Plünderungen ausgelagert gewesen sein könnten. Alle inventarisierten Funde aus diesen Grabungen sind sorgfältig fotografiert und vermessen worden. Sie können im Zweifelsfall sicher identifiziert werden.

Das DAI ist, wie auch schon in Afghanistan, bereit und vorbereitet, an der Feststellung der in den Museen angerichteten Schäden und den nachfolgenden Aufräum- und Wiederinstandsetzungsarbeiten mitzuwirken und für Teilbereiche Verantwortung zu übernehmen. Es wird an Gesprächen teilnehmen, die in den nächsten Tagen und Wochen auf internationalem Niveau stattfinden werden. Bedeutend für einen raschen Erfolg der Arbeiten wird sein, dass die Aktionen der beteiligten Institutionen koordiniert ablaufen. Der Abreisetermin wird einerseits von den bevorstehenden Gesprächsergebnissen, andererseits von der Sicherheitlage sowie der Erteilung einer Einreiseerlaubnis abhängen.

In Baghdad wird das das örtliche Institutsgebäude wiederbezogenen werden und die dortige Infrastruktur genutzt. Über den Zustand des Institutsgebäudes können bisher keine Angaben gemacht werden.

Quelle: DAI Berlin/Baghdad