Wenn es um die Rettung des krisengebeutelten Griechenlands geht, ist in Politik, Wirtschaft und Medien nicht selten von einer Herkulesaufgabe die Rede. Dazu passen Berichte über Banken, die in den vergangenen Jahren Millionen an Euro nach Griechenland gebracht haben – mithilfe von Militärtransportern des Typs Hercules. Und wenn es noch eines weiteren Beweises dafür bedarf, dass der griechische Halbgott und seine Taten bis heute allgegenwärtig sind, dann sei auf das große Filmepos "Herkules" verwiesen, das demnächst in deutschen Kinos anläuft.
Umso erstaunlicher, dass Herkules in der Wissenschaft bisher nicht die volle Aufmerksamkeit zuteil wurde und sich der Altertumswissenschaftlerin Alexandra Eppinger so die Gelegenheit bot, mit ihrer Dissertation eine Forschungslücke zu schließen. Für ihre Arbeit "Hercules in der Spätantike. Die Rolle des Heros im Spannungsfeld von Heidentum und Christentum" hat sie heute den Philippika-Preis 2013 erhalten. Der vom Harrassowitz-Verlag gestiftete Preis wird seit drei Jahren an der Universität Trier für herausragende, interdisziplinäre altertumswissenschaftliche Dissertationen verliehen.
Ob als Statue im Empfangsraum einer Villa, mit Keule und Löwenfell abgebildet auf einer Goldmünze oder als roter Faden in Lobreden auf Kaiser – Herkules war auch nach dem Vormarsch des Christentums in Europa weiter allgegenwärtig. Während er von religiöser Seite abgelehnt wurde, schöpften viele Menschen im Alltag sowie zahlreiche Herrscher Kraft aus seinen Heldentaten. Belege für ihre Erkenntnisse zieht Alexandra Eppinger dabei sowohl aus archäologischen Funden und Befunden, als auch aus textlichen Überlieferungen.
Laudator Torsten Mattern, Professor für Klassische Archäologie an der Universität Trier, würdigte demnach zum einen die solide handwerkliche und methodische Herangehensweise der Preisträgerin. Vor allem aber lobte er die Arbeit als herausragenden Beitrag zur Gesellschaftsgeschichte der Antike und hob insbesondere den interdisziplinären Ansatz der Wissenschaftlerin hervor, die Klassische Archäologie und Alte Geschichte miteinander verbindet und hier Grenzen überschreitet.
Die Auszeichnung mit dem Philippika-Preis beinhaltet kein klassisches Preisgeld, vielmehr übernimmt der Harrassowitz-Verlag die Kosten für den Druck und begleitet die Herausgabe der Dissertation in der Philippika-Reihe, unterstützt die Preisträger also nicht nur finanziell, sondern auch ideell. "Am Anfang einer wissenschaftlichen Karriere fehlt es oft an zwei Dingen: Erfahrung und Geld", so Verlagsleiterin Dr. Barbara Krauß und machte damit deutlich, dass der Verlag mit der Auslobung des Preises auch eine pragmatische Unterstützung verbindet.
Vizepräsident Prof. Dr. Müller-Fürstenberger freute sich nicht nur darüber, dass der Harrassowitz-Verlag als Ort der Preisverleihung die Universität Trier gewählt hat. Mit Blick auf sein eigenes Fach, die Volkswirtschaftslehre, wo viele Arbeiten nicht mehr in gedruckter Form, sondern nur noch im Internet veröffentlicht werden, würdigte er insbesondere die Form der Auszeichnung: "Dass es der Harrassowitz-Verlag den Preisträgern ermöglicht, ein Buch tatsächlich als richtiges Buch herauszubringen, ist ein schöner Brauch."