Über 200 Objekte aus internationalen Museen zum Thema "Krieg und Frieden" lassen den scheinbar unangefochtenen Triumph der ägyptischen Kultur angesichts der zahlreichen politischen, kulturellen und sozialen Einflüsse fremder Kulturen in einem neuen Licht erscheinen. Die in Hamm konzipierte Ausstellung hat dort ihren ersten Auftritt, ab Dezember ist die Ausstellung in Mannheim zu sehen.
Mit Anspruch auf die Weltherrschaft präsentiert sich der Pharao auf monumentalen Denkmälern ebenso wie auf Kleinkunst-Objekten. Stets im göttlichen Auftrag als Bewahrer der Weltordnung und siegreicher Bekämpfer des Chaos handelnd, bezwingt er seine Feinde mit Unterstützung der Götter.
Waffen, Aufzeichnungen siegreicher Feldzüge wie zeitgenössische Berichte der Akteure und Darstellungen von Söldnern und Kriegsgefangenen dokumentieren militärische Konfrontationen. Geschichtliche Funde und Dokumente, die zum großen Teil aus Fundstellen außerhalb Ägyptens stammen, künden von intensiven Bemühungen um die ägyptische Vorherrschaft in den angerenzenden Gebieten.
Von der zeitweiligen Vereinnahmung des Landes etwa durch asiatische Herrscher im 17. Jh. v. Chr. erzählen dagegen nur Artefakte mit den Namen fremdstämmiger Könige und Keramik von nichtägyptischer Provenienz. In den antiken ägyptischen Schriftquellen wird nicht darüber berichtet, aus dogmatischen Gründen.
Zahlreiche weitere Objekte zeigen, daß der umfassende Herrschaftsanspruch der Ägypter somit einen eher theoretischen Charakter hatte. Vielmehr herrschte ein reger Austausch mit den benachbarten Kulturen, als gleichberechtigte Partner. Kostbare Geschenke fremder Völker, diplomatische Korrespondenz bis hin zum Friedensvertrag zwischen Ägyptern und Hethitern sprechen von dem Bemühen um friedliche Koexistenz, während offensichtliche Tauschwaren ideologisch als "Tributleistungen" deklariert wurden, um so den theoretischen Herrschaftsanspruch zu wahren.
Ausländer wie Nubier, Libyer und asiatische Kriegsgefangene aus benachbarten Gebieten wurden als Söldner rekrutiert oder gelangten als handwerkliche Fachleute in den Dienst Ägyptens, weitere Einwanderer vermittelten neue Kultur- und Produktionstechniken und -verfahren. Luxuriöse Rohstoffe wurden im Neuen Reich zu gefragten Importgütern. Imitate ausländischer Verpackungen galten als Prestigeprodukte, während Waren im "ägyptischen Stil" in Nachbarländern beliebt waren. Sie zeugen vom kulturellen wie wirtschaftlichen Transfer zwischen Handel treibenden Völkern des Nahen Ostens und wechselseitigen, für alle Beteiligten äußerst fruchtbaren Einflüssen im Spannungsfeld zwischen Krieg und Frieden.
Die ausgestellten Objekte sind Leihgaben aus renommierten Museen, unter anderem aus Berlin, Boston, Brüssel, Hildesheim, Leiden, London, München, New York, Paris und Turin. Sie stammen ursprünglich nicht nur aus Ägypten, sondern auch aus dem ganzen östlichen Mittelmeerraum bis hin zum Sudan und richten sich in ihrer Vielfalt ebenso an interessierte Laien und Schüler wie Spezialisten.
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Quelle: Gustav-Lübcke-Museum / EngelKulturPR