Für den unter der Federführung der Schweiz gestellten internationalen Antrag wurden aus den beinahe 1000 bekannten archäologischen Pfahlbaustationen 111 repräsentative Fundorte ausgewählt. Die «Pfahlbauten», Seeufer- oder Feuchtbodensiedlungen bezeichnen keine einheitliche Kultur. Insgesamt umfasst dieser Begriff rund 30 verschiedene Kulturgruppen der Jungsteinzeit, Bronzezeit und beginnenden Eisenzeit zwischen 5000 und 500 v. Chr., die rund um die Alpen präsent waren.
Dank dem außerordentlichen Fundreichtum liefern die Pfahlbauten präzise und detaillierte Erkenntnisse über die Welt der prähistorischen Bevölkerung – das Alltagsleben, die Landwirtschaft und Viehzucht sowie die technischen Innovationen. Durch die genaue Datierungsmöglichkeit der Reste hölzerner Architekturelemente (Dendrochronologie) können vollständige prähistorische Dörfer und ihre räumliche Entwicklung über sehr lange Zeit verfolgt werden. Die Pfahlbauten stellen daher die besten archäologischen Quellen für prähistorische Siedlungen dar.
Die Bauweise der Dörfer und ihrer Häuser war ausgesprochen vielfältig: Es gab Reihen-, Zeilen-, Strassen- oder Haufendörfer, die Häuser selbst waren ebenerdig oder abgehoben angelegt. Jedes Gewässer hat dabei seine eigene Geschichte, so dass sich die Fundstellen heutzutage im seichten Uferbereich finden lassen, aber auch weitab vom See im verlandeten Hinterland oder mitten in heutigem Stadtgebiet (z.B. Zürich) liegen können.
Die durch für die Kandidatur gestärkte internationale Zusammenarbeit soll, so der Wunsch aller Beteiligten, die Erhaltung der Stätten, aber auch den wissenschaftlichen Austausch und die Vermittlung der Pfahlbauarchäologie an das breite Publikum fördern. Für über 50 Fundstätten in der Schweiz liegt schon ein virtueller Führer für das iPhone zum Herunterladen bereit.