Das Saarland ist arm, die Schuldenbremse 2020 drängt, die Landespolitik muss sparen und verpflichtet auch ihre Landesuniversität Saarbrücken zum Sparkurs. Die nunmehr geplanten Finanzzuweisungen führen dazu, dass die Universität Saarbrücken bis zum Jahr 2020 nach eigener Aussage 20 Prozent Mittel im Bereich zentrale Einrichtungen und Verwaltung und 15 Prozent im Bereich der Fakultäten einsparen muss. Seit spätestens Anfang 2014 kursieren in Saarbrücken wechselnde Sparszenarien, die Diskussionen betreffen einzelne Fächer, aber auch ganze Fachbereiche resp. Fakultäten. In diesem Kontext wurden im Dezember 2014 Pläne zur Streichung der Professur für Klassische Archäologie und des Lehrstuhls für Ur- und Frühgeschichte laut, resp. zur Abwicklung der gesamten Altertumswissenschaften (Alte Geschichte, Klassische Archäologie, Klassische Philologie, Vor- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie). Mitte Dezember 2014 haben sich die Klassische Archäologie und die Ur- und Frühgeschichte u. a. mit einer Petition an die Öffentlichkeit gewandt und suchen Unterstützung.
Seit Jahren schleichender Rückbau
Beide Fächer befinden sich an der Universität Saarbrücken seit Jahren in einem schleichenden Rückbau. Die 2001 frei gewordene Professur für Frühgeschichte (Prof. Dr. Frauke Stein) blieb ohne Nachfolge, ebenso die bereits 1995 vakant gewordene Professur für Vorderasiatische Archäologie (Prof. Dr. Winfried Orthmann). Nach dem Tod von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Jan Lichardus (Vor- und Frühgeschichte) im März 2004 blieb die Stelle unbesetzt und wurde 2008 – 2014 in semesterweise wechselnden Vertretungen bewirtschaftet. Seit dem Ruf des damaligen Hochschuldozenten Prof. Dr. Ralf Gleser zum Wintersemester 2008 an die Universität Münster wird der Kernbetrieb der Saarbrücker Vor- und Frühgeschichte im Alleingang von dem wiss. Mitarbeiter Prof. Dr. Rudolf Echt aufrechterhalten, der im Herbst 2015 die Altersgrenze erreichen wird. Eine Berufungskommission zur Wiederbesetzung des Lehrstuhls für Ur- und Frühgeschichte endete nach dreijähriger Tätigkeit ohne konsensfähiges Ergebnis. In der Klassischen Archäologie hat die Stelleninhaberin im Jahr 2014 die Altersgrenze erreicht und fungiert nunmehr für zwei Jahre als Seniorprofessorin. Angesichts der an der Universität Saarbrücken bestehenden Sparzwänge kann es kaum verwundern, dass nun der gesamte Bereich zur Disposition steht.
Unterstützung trotz begrenzter Chancen
Nun haben die Klassische Archäologie (11.12.) und die Ur- und Frühgeschichte (12.12.) jeweils eine Petition zur Erhaltung ihrer Professuren lanciert. Das getrennte Vorgehen ist gewiss nicht optimal. Dennoch: Für die Studierenden und den wissenschaftlichen Nachwuchs hat jede Stellenstreichung gravierende Auswirkungen. Vor allem aber bieten die Archäologien in Saarbrücken der Landesarchäologie, den Museen und dem gerade hier starken Archäo-Tourismus den nötigen regionalen Hintergrund in Ausbildung und Forschung, ihr Wegfall hätte nachhaltig negative Auswirkungen über die Universität hinaus. Daher liegt es nahe, trotz der begrenzten Chancen beide Petitionen mit einer Unterschrift zu stützen. Die Petitions-Plattform bietet jedem Zeichner die Gelegenheit zu Kommentaren, die man z. B. auch nutzen könnte, die Uneinigkeit vieler Akteure zu beklagen.
Die Vorstände der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte e.V. (DGUF) und des Deutschen Archäologen-Verbands e.V. (dArV) haben am 20.12.2014 ein gemeinsames weiteres Vorgehen beschlossen: Sie bieten den Entscheidungsträgern eine vom lokalen Dissens unabhängige fachliche Beratung an und wollen Lösungswege aufzeigen, mit denen trotz der Sparzwänge eine zukunftsfähige Archäologie an der Universität des Saarlandes erhalten bleiben kann.
Zu den beiden Petitionen:
- Petition »Erhaltet die Vor- und Frühgeschichte an der Universität des Saarlandes!«
(change.org, 12.12.2014) - Petition »Erhalt der Professur für Klassische Archäologie an der Universität des Saarlandes!«
(change.org, 11.12.2014)
Weitere Informationen dazu findet man auf der Website der DGUF.