Die Forschungsarbeit des Teams aus Papyrologen und Informatikern unter der Leitung des Historikers Prof. Dr. Reinhold Scholl wird vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert. Das Projekt ist am Lehrstuhl für Alte Geschichte im Historischen Seminar angesiedelt und wird in Zusammenarbeit mit dem Universitätsrechenzentrum umgesetzt.
"Mit Verwaltung und ihrer bisweilen schwer bis gar nicht verständlichen Sprache haben wir alle zu tun. Verwaltung aber ist keine Erfindung der Neuzeit, sondern seit Anbeginn des menschlichen Zusammenlebens gibt es Verwaltung und ihre Kommunikationsformen. Gerade die vielen dokumentarischen Papyri in griechischer Sprache aus Ägypten beleuchten dieses Feld in einzigartiger Weise für die Antike", sagt Scholl. Seit der Erstellung des Vorgänger-Lexikons "Fachwörter des öffentlichen Verwaltungsdienstes Ägyptens" durch den Kaiserlichen Telegraphendirektor zu Straßburg im Elsaß Friedrich Preisigke vor 100 Jahren, sind ihm zufolge viele neue Funde hinzugekommen, und die Zahl der Texte hat sich rasant vermehrt. Zudem solle dieses neue Fachwörterbuch bei den alten und neu einzuarbeitenden Belegstellen sowohl Ort als auch Zeit erfassen und auf die Volltexte verlinken, die weiterführende Literatur zu den einzelnen Grundformen aktualisieren, die deutsche Übersetzung der griechischen Termini modernisieren und erstmalig weitere Übersetzungen in moderne Wissenschafts- und Kongresssprachen vornehmen.
"Es wird auch eine Suche von modernen Sprachen zu altgriechischen Fachwörtern möglich sein. Ebenfalls können Benutzer eigene Sachgruppen bilden. Das neue Fachwörterbuch wird systematisch um die Verwaltungssprache des byzantinischen Ägypten erweitert", erklärt Scholl. Die Mehrsprachigkeit des Wörterbuches trage der Multilingualität und Multikulturalität der Altertumswissenschaften Rechnung. Zugleich setze das Projekt auf bestehende digitale und online zugängliche und ihm als Projektleiter mitentwickelte und umgesetzte Verbundprojekte auf. Zu nennen wäre das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Verbundprojekt Halle-Jena-Leipzig, das die antiken Papyri, Ostraka, Pergamente und Papiere an diesen Standorten digital erschlossen hat und ebenso das in Leipzig konzipierte und erstellte sowie im Universitätsrechenzentrum installierte DFG-geförderte Papyrusportal, das alle in Deutschland digitalisierten Papyrussammlungen unter einem Dach nach einheitlichen Standards durchsuch- und anzeigbar macht.