Ohne Grabung "ausgegraben": Großflächige Prospektion auf der Schwäbischen Alb
Auf der Stubersheimer Alb unweit von Aalen nutzt ein internationales Team von Archäologen, Computerexperten und Geophysikern neueste technologische Entwicklungen zur Erkundung und Rekonstruktion vergangener Lebensbedingungen. Seltsame Gefährte fahren seit zwei Wochen über Wiesen und Äcker: was aussieht wie Traktor und Rasenmäher ist ein hochsensibles Radargerät; lange, weiße heuschreckenähnliche Anhänger gezogen von Quads registrieren kleinste Abweichungen im Erdmagnetfeld. Die Messungen zeigen Spuren längst verlassener Siedlungsplätze und anderer Überreste früherer Landnutzung.
Während Magnetometermessungen besonders geeignet sind Gruben, Pfostenlöcher, Gräben, Feuerstellen und Eisenverhüttungsplätze nachzuweisen, ermöglichen Bodenradarmessungen dreidimensionale Kartierungen von Mauerresten und Bodeneingriffen. Durch hochpräzise Geländemodelle, die mittels Lasertechnologie von Flugzeugen aus erstellt werden, können archäologische Fundstellen auch in bewaldeten Gebieten geortet werden. Das Forschungsvorhaben widmet sich der Entwicklung zerstörungsfreier Technologien zur großflächigen Kartierung bedrohter Bodendenkmäler. Zum Einsatz kommen motorisierte Meßsysteme und satellitengestützte Positionierung in bisher unbekannter Auflösung und Genauigkeit. Da die Aussagekraft der Messbilder von ihrer Großflächigkeit abhängig ist, ist für ein Gelingen des Projektes die Abstimmung mit den Grundeigentümern von wesentlicher Bedeutung. Ihr Entgegenkommen und Interesse hat zum bisherigen Erfolg erheblich beigetragen.
Seit März wurden bereits über 70 Hektar mit hochauflösenden Messungen untersucht: die erste Datenanalyse zeigt eine überraschend dicht besiedelte römische Kulturlandschaft: bei Bräunisheim wurden zwei Gutshöfe mit zahlreichen architektonischen Details erfasst, so etwa der säulenumstandene Innenhof oder die Fußbodenheizung des Badetrakts. Neben einem der Höfe wurden Strukturen entdeckt, die auf ein repräsentatives Grabmonument deuten. An der altbekannten Römerstraße vom Kastell Urspring nach Heidenheim zeigen die Datenbilder Überreste einer aus Holz errichteten Siedlung. Möglicherweise handelt es sich um die 1225 in einer päpstlichen Urkunde genannte Siedlung Wolfgerswilar.