Ohne physischen Eingriff und nur mit Hilfe bereits existierender computertomografischer Aufnahmen vom Körper des Mannes aus dem Eis versuchen Projektleiter Francesco Avanzini (HNO-Arzt und Verantwortlicher des Ambulatoriums für Phoniatrie im Südtiroler Sanitätsbetrieb) und Rolando Füstös (Primar der HNO-Abteilung des Landeskrankenhauses Bozen) virtuell die Anatomie des gesamten Sprechapparats wieder herzustellen.
Voraussetzung dafür ist eine Rekonstruktion von Ötzis Stimmkanal, bestehend aus den stimmbildenden physischen Anlagen (Mund, Nasen- und Rachenraum bis zu den Stimmbändern), sowie dem umliegenden Skelett mit Schädel und Wirbelsäule samt Organen, die ebenfalls Teil des Resonanzkörpers sind.
Anschließend wird Avanzini versuchen, zusammen mit dem Elektronikingenieur Paolo Conci, der am ISTC in Padua an Spracherkennungssystemen arbeitet, mit Hilfe bestehender wissenschaftlicher Softwareprogramme den Klang der Stimme von Ötzi zu rekonstruieren. Das Ergebnis wird von verschiedenen Hypothesen in der Weichteilrekonstruktion ausgehen. Eine weitere Problematik auf dem Weg der Stimmrekonstruktion stellt die Position von Ötzis linkem Arm dar, der den Stimmkanal verlegt und das Zungenbein von Ötzi verschoben hat. Vom Wiederfinden seiner ursprünglichen Position wird das Klangergebnis von Ötzis Stimme, also die Stimmhöhe, das Timbre, die Artikulation, das Volumen etc. ebenfalls abhängen.
Die Projektbeteiligten erwarten erste Klangergebnisse in den kommenden Monaten. Sie sollen anschließend im Rahmen einer wissenschaftlichen Publikation vorgelegt werden.