Der Niedergermanische Limes verlief auf 385 Kilometern Länge entlang des Rheins von Remagen in Rheinland-Pfalz bis Katwijk an Zee als Grenzeinrichtung gegenüber dem feindlichen freien Germanien. Der komplette Verlauf entlang eines Flusses und seine besonders lange Existenz unterscheiden ihn von den anderen Limesabschnitten. Da der Fluss für Angreifer bereits ein erhebliches Hindernis war, mussten die Römer am "nassen Limes" keine Wallanlage errichten und legten daher die Legionslager und Kastelle in direkter Nähe zum Fluss an. Im Unterschied zu den Landgrenzen gehören daher zum Niedergermanischen Limes alle Arten militärischer Einrichtungen, vom Wachturm bis zum riesigen Zweilegionenlager. Bis zu 35.000 Legionäre und Hilfstruppensoldaten (meist Nichtrömer) waren unter Kaiser Trajan, als das Römische Reich seine größte Ausdehnung erreichte, in der Provinz Niedergermanien (Germania inferior) stationiert.
Die Bewerbung hat große Aussicht auf Erfolg, da der Niedergermanische Limes dann Teil der internationalen UNESCO-Welterbestätte "Grenzen des Römischen Imperiums" wäre. Diese umfasst bereits den Hadrians- und Antoninuswall in Großbritannien sowie den Obergermanisch-Raetischen Limes in Deutschland. Die Niederlande haben sich bereiterklärt, den Antrag bei der UNESCO einzureichen und als "lead partner" die Koordinierung zu übernehmen. Die Initiative für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ging vom Leiter des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland, Prof. Dr. Jürgen Kunow, aus, dessen Dienststelle die in Frage kommenden Fundplätze seit längerem erforscht.
Auf deutscher Seite können 19 Kommunen in Nordrhein-Westfalen und eine Kommune in Rheinland-Pfalz insgesamt 27 hochrangige Fundplätze des römischen Militärs vorweisen. Die wichtigsten archäologischen Plätze des Niedergermanischen Limes sind: das Praetorium in Köln als Sitz des militärischen Oberbefehlshabers und Statthalters, das Zweilegionenlagers Vetera I in Xanten, dem bis zu seiner Zerstörung 70 n. Chr. mit 10.000 Legionären größten Standlager im Römischen Imperium, die Legionslager in Bonn, Neuss und Nijmegen, die Hilfstruppenlager in Remagen, Köln-Deutz, Dormagen, Monheim, Krefeld, Moers-Asberg und Kalkar sowie Arnheim, Vechten, Utrecht, Zwammerdam, Alphen und Valkenburg.
Eine kleine Sensation stellte kürzlich die Entdeckung von römischen Übungslagern im Kottenforst bei Bonn sowie am Niederrhein in Alpen und Uedem mittels Laser-Reliefs dar. Im Kottenforst handelt es sich dabei um das größte obertägig sichtbare Manövergebiet im gesamten Römischen Reich.
Zu den anstehenden Aufgaben bis zur offiziellen Einreichung des Antrages bei der UNESCO gehören nun weitere Forschungen zur Ausdehnung und zum Erhaltungszustand der Plätze sowie die exakte Bestimmung der einzelnen Welterbeflächen in enger Abstimmung mit den Kommunen. Voraussetzung für die Anerkennung ist außerdem ein Managementplan, in dem notwendige Schutzmaßnahmen und die künftige Präsentation der Objekte festgelegt werden.