Der mit jeweils 4.000 Euro dotierte Dissertationspreis des Universitätsbundes wird von der AKB-Stiftung gefördert. Der Vorsitzende des Auswahlgremiums, Prof. Dr. Reinhard G. Kratz, überreichte die Auszeichnung am 26. Oktober 2013 im Rahmen des Göttinger Alumni-Tages. Die Laudationes hielt der Göttinger Ägyptologe Prof. Dr. Friedrich Junge.
In seiner Arbeit »Von Priestern zum Patriarchen. Redaktions- und traditionsgeschichtliche Studien zu Levi und den Leviten in der Literatur des Zweiten Tempels« weist Harald Samuel literarhistorisch nach, dass »Levi« ursprünglich »Levit« bedeutete und einen einfachen Priester bezeichnete. Erst nach langen Umwegen wird »Levi« zum Namen eines Stammes mit dem gleichnamigen Stammvater, einer legendarischen Idealfigur, an der Spitze. »Damit begründet er ein neues Bild der Geschichte des Priestertums im alten Israel und widerlegt die bislang üblichen Annahmen zur prominenten Figur des Jakob-Sohnes Levi«, so Prof. Dr. Reinhard G. Kratz, der die Doktorarbeit betreut hat. Harald Samuel studierte Evangelische Theologie und Judaistik an den Universitäten Leipzig, Jerusalem und Göttingen. Während seiner Promotion, die er 2012 abschloss, war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Forschungsprojekt »Die Auslegung des Buches Genesis in den Texten vom Toten Meer« der Universitäten Göttingen und Haifa. Derzeit arbeitet Samuel an der Göttinger Theologischen Fakultät an seiner Habilitationsschrift.
Sollen Ägyptologen die Büste der Nofretete kunsthistorisch einordnen? Kai Widmaier setzt sich in seiner Arbeit »Bilderwelten: Ägyptische Bilder und ägyptologische Kunst. Vorarbeiten für eine bildwissenschaftliche Ägyptologie« kritisch mit der Wahrnehmungspraxis seines Faches auseinander, ägyptische Gegenstände wie Plastik, Malerei und Reliefs seien Kunst. Nach Überlegungen zu den Grundbegriffen Kunst und Stil entwirft er eine bildwissenschaftliche Alternative, die zwischen »ägyptologischer Kunst« und »ägyptischen Bildern« unterscheidet. Er fordert für sein Fach, bei der Arbeit am ägyptischen Bild auf den Kunstbegriff und den musealen Blick zu verzichten. »Die Dissertation von Dr. Widmaier ist eine der wichtigsten Arbeiten der vergangenen 20 Jahre und wird die Ägyptologie als Disziplin nachhaltig verändern«, so Erstgutachter Prof. Dr. Gerald Moers vom Institut für Ägyptologie der Universität Wien. Kai Widmaier studierte Ägyptologie an der Universität Göttingen und wurde hier 2012 promoviert. Er ist Mitherausgeber der Fachzeitschrift »Lingua Aegyptia«. Für seine Dissertation wurde er zudem beim Tag der GSGG am 24. Oktober 2013 mit dem Christian-Gottlob-Heyne-Preis ausgezeichnet.