Ein dreiköpfiges Grabungsteam unter der Leitung von Dr. Dieter Lammers legt die ehemaligen Gruben mittelalterlicher Höfe in Hille frei. Deren dunkle Grubenfüllungen zeichnen sich deutlich im gelben Lehm ab. Es sind die Löcher ehemaliger eingegrabener Hauspfosten in mehreren Reihen zu sehen. Zwei, möglicherweise sogar drei Pfostenhäuser konnten die Archäologen bisher rekonstruieren. »Die einfache Pfostenkonstruktion weist auf eine Hausbreite von nur sieben bis acht Metern hin«, erklärt Grabungsleiter Lammers. »Wegen der Windanfälligkeit mussten die Häuser damals mit ihrer Giebelseite nach Nordwesten zur Hauptwindrichtung ausgerichtet werden.« Die wahrscheinlich aus Weidenruten geflochtenen Wände wurden mit gelben Lehm verschmiert und abgedichtet. Hiervon zeugen die vielen unregelmäßigen Gruben im Umfeld der Häuser, aus denen damals Lehm entnommen wurde.
Archäologen haben am Fundort Keramikscherben geborgen, die von den damaligen kugeligen Koch- und Vorratstöpfen stammen. »Anhand ihrer Verzierung und Machart können wir sie eindeutig ins 12. Jahrhundert datieren«, erklärt Dr. Sven Spiong, Leiter der Bielefelder Außenstelle der LWL-Archäologie für Westfalen. Er freut sich über die Erkenntnisse der Ausgrabung: »Die Hausgrundrisse sind die ältesten von Hille und stammen aus der Frühzeit des Ortes, der 1170 erstmals in einer Schriftquelle auftaucht.«
Die Höfe in Hille waren teilweise von Wassergäben umgeben. Der Graben um den »von Oeynhausen'schen Hof« war nach alten Karten vor der Mitte des 19. Jahrhunderts noch mit Wasser gefüllt. Ein Teil dieses Wassersgrabens haben die Archäologen jetzt bei der Ausgrabung wieder erfasst. Doch auch für den Hof der neu entdeckten Hausgrundrisse des 12. Jahrhunderts zeichnet sich ein südlicher Hofgraben in der archäologischen Untersuchungsfläche ab.
Die rechteckigen Pfostenlöcher der Häuser zeigen die letzte Entwicklungsphase der Pfostenbauten an, deren Holzbalken zunehmend stärker mit einander verzimmert wurden. Etwa zwischen 1150 und 1300 wurden diese Pfostenbauten dann auch in ländlichen Siedlungen von Fachwerkbauten abgelöst. Da die Fachwerkhäuser nur schwach fundamentiert waren, haben sie kaum Spuren im Boden hinterlassen. Das könnte der Grund sein, warum jüngere Spuren der neu entdeckten Höfe bisher fehlen. Keramikfunde des 13. und 14. Jahrhunderts deuten aber an, dass die Höfe weiterbestanden haben.
Die Archäologen werden ihre Untersuchung nach der Erschließung des Wohngebietes auf den einzelnen Bauplätzen fortsetzen.