Neolithische Revolution im Donaukorridor
In Ober- und Niederösterreich gab es dazu in den vergangenen Jahren bahnbrechende Neufunde. Im Raum Melk konnten Hunderte von Gerätschaften aus mehreren Siedlungen der über 7000 Jahre alten bandkeramischen Kultur erforscht werden. Das Ergebnis war eindeutig. Die Siedler an der Donau bezogen ihre Feuersteine aus Minen in Ungarn, Tschechien und vor allem aus Bayern.
Ebenso fanden sich in der jüngst entdeckten Kreisgrabenanlage von Schiltern im Bezirk Krems neben Obsidian aus Ungarn auch die Plattenhornsteine aus dem niederbayerischen Feuersteinbergwerk von Arnhofen, das im fünften Jahrtausend vor Christus ein Gebiet von rund einer halben Million Quadratkilometer mit qualitativ hochwertigen Jurahornsteinen versorgte.
Die Mondseekultur hatte Kontakte nach Bayern und Italien
Vor allem aber die Mondseekultur (3800-3300 v. Chr.) stand, auch wegen ihrer Nähe zum Ötzi, erneut im Mittelpunkt des Interesses. In der Pfahlbausiedlung von See am Mondsee fanden sich Hunderte von Feuersteingeräten, darunter eine erstklassig erhaltene Messerklinge aus Feuerstein der Lessinischen Berge (Mt. Lessini), aus deren Minen sich auch die Zeitgenossen des Eismannes versorgten.
Ein Dutzend der insgesamt 525 Pfeilspitzen sowie Klingen und Erntesicheln von See stammten aus den bayerischen Feuersteinbergwerken von Arnhofen nahe der Donau und Baiersdorf im Altmühltal. Sie befinden sich heute in der Sammlung Much im Institut für Urgeschichte der Universität Wien. Matthäus Much entdeckte 1872 die Mondseekultur.
Indizienbeweise
Das gleichzeitige Zusammentreffen von Feuersteinen aus weit entfernt liegenden Regionen in neolithischen Siedlungen wie in Melk und am Mondsee ist ein sicheres Indiz für Handelsbeziehungen und kulturellen Austausch. Die Menschen der Jungsteinzeit waren die ersten Netzwerker, die über große Entfernungen hinweg in Verbindung standen. Die Rekonstruktion ihrer Wegenetze und ihrer Austauschsysteme eröffnet detaillierte Einblicke in ihren Alltag vor Tausenden von Jahren.