Zudem wird das Landesmuseum Württemberg das Schaufenster des Keltenlandes in der Landeshauptstadt. "Das spannende keltische Erbe kann nicht nur an einigen zentralen Fundstätten und Museen studiert werden, sondern prägt flächenübergreifend das ganze Land", betonte Kunststaatssekretärin Petra Olschowski am Freitag, den 10. Juli, im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart. Nach einem Beschluss der Landesregierung von 2019 will das Ministerium in den nächsten Jahren insgesamt 10 Millionen Euro in die Keltenkonzeption des Landes investieren.
Das Land fördert mit dem Heidengraben, dem Ipf und dem Keltenmuseum Hochdorf drei zentrale Keltenstätten mit insgesamt 3 Millionen Euro. Zusammen mit der Heuneburg, einer der bedeutendsten keltischen Fundplätze Europas, und dem Landesmuseum Württemberg stehen damit die ersten fünf Hotspots der Keltenkonzeption fest. Weitere Förderungen, insbesondere auch im badischen Landesteil, sollen folgen.
Ein Herzstück des Keltenlandes, die oberhalb der Donau gelegene Heuneburg bei Sigmaringen, wird in den nächsten Jahren zu einer Kelten- und Naturerlebniswelt ausgebaut. Die Landesregierung nutzt diesen Anlass, auch andere keltische Fundstätten und Museen im Land in den Blick zu nehmen und sie zum Keltenland Baden-Württemberg zu entwickeln. "Schon jetzt gibt es in den Landesmuseen und an zahlreichen Fundstätten im Land so viel Keltisches zu sehen, dass die Fülle fast überwältigend ist", sagte Petra Olschowski. "Die Hauptaufgabe der Keltenkonzeption besteht darin, dieses reiche Erbe sichtbar zu machen. Wir wollen eine Geschichte erzählen von einer längst vergangenen Zeit, deren oft geheimnisvolle Spuren bis heute im ganzen Land zu entdecken sind."
Der mehr als 2000 Jahre alte Silberring von Epfendorf-Trichtingen (1. Jahrhundert v. Chr.) gilt als eines der beeindruckendsten Fundstücke der Keltenzeit im deutschen Südwesten. Die Janusköpfigkeit des Logos mit seinen sich gegenseitig anschauenden Gesichtern spiegelt in besonderer Weise das in der Keltenkonzeption zentrale Thema der Kommunikation von Vergangenheit und Gegenwart wider. "Die für die keltische Zeit typische Form des Ringes ist ein sehr schönes Symbol für den Kreis der Keltenorte, der im Land entstehen soll und diese zusammenschließt", sagte Petra Olschowski. Neu ist auch eine knapp zwanzigseitige, reich bebilderte Broschüre zum Keltenland Baden-Württemberg. Sie dokumentiert das Potential, das im keltischen Erbe Baden-Württembergs liegt, und gibt einen ersten Ausblick auf das, was in den nächsten Jahren an den Keltenstätten im Land entstehen soll.
Das Landesmuseum Württemberg wird zu einem zentralen Anlaufpunkt und Schaufenster der Keltenkonzeption in der Landeshauptstadt. Interaktive Medieneinheiten sollen die Brücke von den einzigartigen Sammlungen des Landesmuseums zu den Fundstätten und Regionen des Keltenlandes Baden-Württemberg schlagen. Mit diesen Medientischen werden die Besucherinnen und Besucher des Landesmuseums an insgesamt 21 ganz besondere Keltenorte in Baden-Württemberg geführt, deren Fundobjekte zu den Glanzlichtern der Sammlungen des Landesmuseums zählen. Hier wird bewusst der Bezug von den einzigartigen Objekten und Ensembles zu ihren Fundorten im Land hergestellt. Hinweise und QR-Codes an den jeweiligen Vitrinen erlauben zudem eine direkte Verlinkung zu den Keltenstätten selbst.
Mit einer Gesamtfläche von 1662 Hektar ist der Heidengraben die größte bekannte keltische Befestigungsanlage Deutschlands – ein sogenanntes Oppidum. Der Zweckverband Region Heidengraben (bestehend aus den Gemeinden Erkenbrechtsweiler, Grabenstetten und Hülben) wird im Sommer 2020 als Vorstufe zum geplanten "Erlebnisfeld Heidengraben" einen neuartigen, virtuellen Erlebnispfad eröffnen. Noch in diesem Jahr soll mit dem Bau eines großen Besucherzentrums, des Erlebnisfeldes Heidengraben, begonnen werden. Der Bund beteiligt sich an der Finanzierung mit 2 Millionen Euro. Das Land hat eine Mitfinanzierung von bis zu 1,75 Mio. Euro aus Mitteln der Keltenkonzeption in Aussicht gestellt. Weitere Mittel in gleicher Höhe kommen von den Gemeinden Erkenbrechtsweiler, Grabenstetten und Hülben sowie den Landkreisen Reutlingen und Esslingen.
Die Gemeinde Bopfingen im Ostalbkreis hat ein besonders eindrucksvolles Geländedenkmal aus keltischer Zeit vorzuweisen. Der Ipf gilt als ein frühkeltischer Fürstensitz aus der älteren Eisenzeit. Die vorhandenen Nachbauten keltischer Gebäude sollen in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege ertüchtigt und ein Besucherzentrum sowie digitale Angebote integriert werden. Außerdem wird die Ausstellung im Städtischen Museum neu gestaltet. Auch hier ist es gelungen, dass sich der Bund an der Finanzierung mit 918.000 Euro beteiligt. Das Land hat 741.000 Euro in Aussicht gestellt, die Stadt Bopfingen und der Ostalbkreis steuern insgesamt den gleichen Betrag bei.
Das Land will die Gemeinde Eberdingen für die Ertüchtigung und Modernisierung des Keltenmuseums, die Intensivierung des Vermittlungsangebots im Museum sowie dessen bessere Vernetzung mit bis zu 500.000 Euro zur Verfügung stellen. Auch hier sind Mittel in gleicher Höhe von der kommunalen Seite eingeplant. Das Museum dokumentiert anhand von Repliken die frühkeltischen Funde aus einem 1968 entdeckten und 1978/79 untersuchten Hügelgrab eines frühkeltischen Fürsten.
Weitere bedeutende Kelten-Fundstätten, die im nächsten Schritt der Keltenkonzeption weiterentwickelt werden könnten, sind Jestetten-Altenburg (Doppel-Oppidum Altenburg-Rheinau mit einem Teil der Anlage in der Schweiz), Heidelberg (Heiligenberg), Villingen-Schwenningen (Magdalenenberg und Franziskanermuseum), Region Taubertal (Lauda-Königshofen und das Oppidum Finsterlohr) und die Region Breisgau mit Freiburg (Colombi-Schlössle, Breisach, Kappel am Rhein, Oppidum Kirchzarten).