Schmuckstücke aus Gold und Edelsteinen, Alabastergefäße, Elfenbeinarbeiten, kleine Figurinen, Einlegeplättchen und Keramiken lagen zwischen den menschlichen Überresten. Seit dem Beginn der Grabungskampagne Mitte Juli wurden 379 Fundstücke in der Gruft registriert. Die Ausgrabungen werden im Rahmen eines deutsch-syrischen Kooperationsprojekts unter gemeinsamer Leitung von Prof. Peter Pfälzner und Heike Dohmann-Pfälzner vom Institut für die Kulturen des Alten Orients (IANES) der Universität Tübingen und Hikmet Awad (Homs, Syrien) durchgeführt.
Von besonderem Interesse sind zahlreiche ägyptische Gegenstände, die auf einen regen Kontakt und Austausch zwischen dem syrischen Königtum Qatna und dem Reich der Pharaonen hinweisen. Dazu zählen eine glasierte Steinfigur eines Nilpferds mit einer auf den Körper aufgemalten Sumpflandschaft, eine winzige Sphinx aus orange-rotem Karneol und viele ägyptische Salbgefäße aus Kalzit-Alabaster. Hervorzuheben sind ferner zwei kleine, fein gearbeitete, fast durchsichtige Gefäße aus Bergkristall. Unter den Schmuckstücken sind besonders zu erwähnen ein Goldring mit einem darin eingesetzten dekorierten Siegel aus Lapislazuli sowie eine goldene Plakette zum Aufnähen mit eingraviertem Lebensbaummotiv. Zahlreiche Gewandnadeln aus Bronze und aus Gold ergänzen das Grabinventar. Dieses datiert in die Zeit zwischen 1650 und 1550 vor Christus, was unter anderem durch ein vor kurzem im Grab gefundenes originales Siegel einer ägyptischen Königsmutter bestätigt wird.
Außerdem entdeckten die Ausgräber bei der diesjährigen Kampagne in den beiden Grabkammern eine große Zahl menschlicher Skelettteile. Die Knochen waren in dichter Packlage in ehemaligen Holzkisten verstaut, von denen Spuren zersetzten Holzes zeugen. Die Anzahl der hier Bestatteten lässt sich noch nicht bestimmen. Die Personen dürften nach Einschätzung der Wissenschaftler aber sicherlich zum Kreis der königlichen Familie von Qatna gehört haben. Möglicherweise waren die Toten zunächst in der Königsgruft unter dem Palast von Qatna bestattet worden, die bereits 2002 vom deutsch-syrischen Team entdeckt worden war, und sind danach in diese Gruft umgebettet worden. Letztere könnte dann eine Nebengruft des Königshauses von Qatna gewesen sein.
Qatna war in der Mittleren und Späten Bronzezeit eines der bedeutendsten Königtümer Syriens. In seiner Blütezeit zwischen 1800 und 1600 vor Christus gehörte es zu den mächtigsten Staaten des Orients. Das Königtum existierte kontinuierlich bis zu seiner Zerstörung um 1340 vor Christus durch die Hethiter. Die Ausgrabungen des syrisch-Tübinger Teams werden maßgeblich von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert. Sie sind Teil eines internationalen Forschungsverbundes zur archäologischen Erforschung der kulturgeschichtlich bedeutenden Stadtanlage von Qatna, die zu den größten Städten der Bronzezeit zählte.