Neues aus der Wüstung Aroldshausen

Seit September 2024 finden bei Jüchsen (Wüstung Aroldshausen) archäologische Ausgrabungen des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) im Zuge der Errichtung von drei Windkraftanlagen durch die Firma eno energy statt. Dokumentiert werden konnten bisher Siedlungsbefunde der Urgeschichte wie auch des frühen bis hohen Mittelalters.

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Mittelalterlicher Kirchenbau in Wüstung Aroldshausen
Luftbild des mittelalterlichen Kirchenbaus. Foto: M. Milbradt, TLDA, Weimar

Pfostenstandspuren und Gruben belegen den Standort einer bronze- bis ältereisenzeitlichen Siedlung (2. Jahrtausend bis erste Hälfte 1. Jahrtausend v. Chr.). Zu den Funden zählen Keramik, darunter ein Gefäß mit einer Bodenmarke, Silices (Feuersteine) und eine im Kontext von Siedlungsgrabungen selten überlieferte Bernsteinperle.

Im 9./10. Jahrhundert n. Chr. entstand im Umfeld eines Quellteiches ein Gehöft, von dem Wohn- und Speichergebäude sowie Öfen, mutmaßlich Backöfen oder Darren, zeugen. Für die Geschichte des Grabfelds spektakulär ist die überraschende Aufdeckung einer kleinen Saalkirche mit eingezogenem Rechteckchor, deren Gründung bis in das Frühmittelalter zurückreichen könnte. Putzreste mit Rotbemalung sind Zeugnisse der einstigen Innenausstattung. Nach Aussage einer Holzkohleschicht im Chorbereich war die Kirche im Laufe ihres Bestehens von einem Brand betroffen. Zwei Münzen des Bistums Würzburg datieren das Brandereignis in die Zeit um 1200. Südthüringen gehörte im Mittelalter zum Bistum Würzburg und zum Archidiakonat Mellrichstadt.

Zum Fundgut zählt neben zahlreichen Eisenobjekten und einem verzierten Bronzeblech auch ein seltenes, vollständig erhaltenes spätmittelalterliches Pilgerzeichen. Dieses zeigt den gekreuzigten und mit einer Krone dargestellten Jesus und datiert in das 14. Jahrhundert. Die genaue Herkunft des Pilgerzeichens aufzuklären, bedarf weiterer Recherchen. Im Umfeld des Kirchbaus wurden mehrere nach christlichem Ritus Ost-West-orientierte, mutmaßlich beigabenlose Körpergräber aufgedeckt, darunter auch Kindergräber. Genauer Zeitpunkt und Umstände der Weihung der Kirche sowie deren Patrozinium sind bislang ungeklärt. Im späten Mittelalter befand sich an dieser Stelle das erstmals 1340 erwähnte und erst im 20. Jahrhundert niedergelegte Dorf Aroldshausen.