Geplant ist ein Neubau neben dem Museum für Antike Schifffahrt und in räumlicher Nähe zum Römischen Theater unter Nutzung der Gebäude der dortigen ehemaligen Neutorschule. Die Gesamtkosten dafür werden mit rund 45 Millionen Euro beziffert, von denen das Land Rheinland-Pfalz zwei Drittel, die Stadt Mainz ein Drittel übernimmt. Mit der Planung des Projekts soll im kommenden Jahr begonnen werden; realisiert werden soll das Vorhaben in den Jahren 2010 bis 2012.
"Mit dem Neubau geben wir dem RGZM endlich ausreichend Platz für seine Restaurierungswerkstätten und Laboratorien von Weltruf, die bedeutende Fachbibliothek, den Verlag und die Arbeitsräume von über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Darüber hinaus verschaffen wir ihm die Möglichkeit, seine einzigartigen Funde, welche die kulturellen Zusammenhänge der Alten Welt von der Jungsteinzeit bis in das Mittelalter zeigen, auf dem neuesten museumstechnischen Stand zu präsentieren", sagte Michael Ebling, Staatssekretär im Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur, bei einer Pressekonferenz in Mainz.
Schon in den vergangenen Jahren hätten der Wissenschaftsrat und die Leibniz-Gemeinschaft mehrfach die räumliche Enge u.a. der Bibliothek des RGZM beklagt, die zu den wichtigsten Spezialbibliotheken zur Vor- und Frühgeschichte in Deutschland gehöre, und hätten bauliche Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsmöglichkeiten gefordert.
"Diesen schwierigen Rahmenbedingungen tragen wir mit der heutigen Grundsatzentscheidung des Ministerrats Rechnung", erklärte Ebling. In der Folge dieser Entscheidung solle es im Sinne von Schwerpunktbildung auch zu einer Konzentration der Präsentation der archäologischen Zeugnisse der regionalen Geschichte am neuen Standort kommen.
Unter dem Dach der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz würden das Landesmuseum Mainz mit der Verlagerung seiner Dauerausstellung zur Vor- und Frühgeschichte und zur Römerzeit sowie die Landesarchäologie zur Präsentation ihrer Arbeit eine Ausstellungseinheit erhalten.
"Das RGZM hat im letzten Jahrzehnt einen allgemein beachteten Aufstieg erlebt und seine Forschungen ausgedehnt", sagte der Generaldirektor des RGZM, Professor Dr. Falko Daim. Mit den vielen neuen Mitarbeitern sei dadurch bei allen seinen Einrichtungen ein zusätzlicher Platzbedarf entstanden. Besonders schmerzhaft sei der Raummangel in der Bibliothek, deren Bestand rund 140.000 Bände umfasse und die Basis für die Forschungen am RGZM darstelle. Sie könne schon seit längerem nicht mehr vollständig aufgestellt werden. "Das RGZM begrüßt, dass durch die Übersiedlung an den neuen Standort verabredungsgemäß der Raumbedarf für Werkstätten, Laboratorien, Bibliothek, Verlag, Depots und Arbeitsräumen auch für die nächsten Jahrzehnte befriedigt werden kann. Erfreulich in unseren Augen ist vor allem die Erhaltung der räumlichen Einheit des Instituts, die alleine die weltweit anerkannten Forschungsleistungen des RGZM garantiert", erklärte Daim.
Als Forschungsmuseum innerhalb der Leibniz-Gemeinschaft präsentiere das RGZM die Ergebnisse seiner Forschungen in den drei ständigen Ausstellungen zur Vorgeschichte, der Römerzeit und dem Frühmittelalter. Anders als es die Aufgabe von Regional- und Landesmuseen sei, stelle das RGZM in diesen Ausstellungen die kulturellen Bezüge der Alten Welt dar, eine Aufgabe, der das RGZM seit seiner Gründung im Jahr 1852 verpflichtet sei. "Dank der in Aussicht gestellten neuen Räumlichkeiten wird das RGZM in die Lage versetzt, diesen Auftrag zukünftig auf neuestem museumstechnischem Niveau zu erfüllen", freute sich Daim.
"Mit dem zentralen und bestens erreichbaren Standort gibt es jetzt hervorragende Vorraussetzungen, um einen qualitativ hochwertigen Nutzungsmix zu realisieren", sagte die Leiterin der Abteilung Bauwesen im Ministerium der Finanzen, Renate Kreckel. Es werd jetzt vor allem darum gehen, Nägeln mit Köpfen zu machen. "Schon im Jahr 2008 wird das Land deshalb Mittel für die weitere Planung bereit stellen. Gut vorstellbar wäre zum Beispiel ein Wettbewerb, der zeigt, was in der angestrebten hohen Qualität machbar sein könnte", sagte Kreckel.
"Aufgabe der neu gegründeten Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz ist insbesondere auch die Entwicklung einer übergreifenden Sammlungsstrategie für die kulturellen Einrichtungen und Steuerung der Ressourcen hinsichtlich kulturpolitischer Schwerpunktsetzung. Die geplanten baulichen Maßnahmen schaffen hervorragende Voraussetzungen zur Umsetzung dieser Aufgaben und Ziele", sagte Thomas Metz, Direktor der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE).
An zwei Standorten in Mainz komme es zu einer kulturellen Schwerpunktbildung bei Verbesserung der Arbeits- und Präsentationsmöglichkeiten und Profilierung der Landesarchäologie und des Landesmuseums Mainz auch aus überregionaler Sicht.
"Mit der Zusammenarbeit der Landeseinrichtungen untereinander und einer Kooperation mit dem RGZM kommt es zu einer Vernetzung und einem Zusammenwirken von wissenschaftlichen und technischen Kernkompetenzen, die auch eine hohe kulturtouristische Bedeutung haben", urteilte Metz.
Landesarchäologe Dr. Gerd Rupprecht wies darauf hin, dass die Arbeit der Landesarchäologie verstärkt den Blick auf das römische Mainz lenke. Das Isis-Heiligtum habe sich zu einem Publikationsmagneten entwickelt und zu einer hohen Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Geschichte, die sie voll Stolz den Besucherinnen und Besuchern der Stadt Mainz präsentierten, geführt. Mit der Aufdeckung des größten Bühnentheaters nördlich der Alpen habe Mainz ein historisches Alleinstellungsmerkmal der besonderen Art erhalten. Im Umfeld befinde sich der Drususstein, und mit dem Museum für antike Schifffahrt sei ein weiterer bedeutender Erlebnisbereich für die römische Geschichte der Stadt und der Region Mainz entstanden.
"An diesem Standort bietet sich die Chance, großräumig die museale Präsentation und Inszenierung des archäologischen Erbes im Schauraum und unter freiem Himmel zu erleben", so Rupprecht. Die Stadt Mainz erhalte einen neuen kulturellen Schwerpunkt und attraktiven außerschulischen Lernort.