Neben 40 Länderberichten finden sich darin auch aktuelle Berichte zu übergreifenden Themenschwerpunkten, wie etwa bedrohte Felsmalereien in Nordafrika und Australien, Gefahren für die ländliche Architektur oder für das archäologische Erbe. Viele der in den früheren ICOMOS Weltreports angesprochenen Gefährdungen bestehen nach wie vor, z. B. Projekte für Staudämme in der Türkei oder die Bedrohung des Kulturerbes durch militärische Konflikte im Irak und im Nahen Osten. Vielfach werden denkmalpflegerische Anliegen auch rein kommerziellen Interessen geopfert. Dies zeigen beispielhaft die alle Dimensionen sprengenden Hochhausprojekte in St. Petersburg, Prag und Wien oder die radikalen Veränderungen historischer Stadtviertel und Kulturlandschaften in Ländern wie Ungarn, Rumänien oder Moldawien.
Der Bericht von ICOMOS Deutschland spricht auch erneut eine Vielzahl von Problemen in unserem Land an. Ein besonderer Schwerpunkt ist dabei die kritisch zu beurteilende Situation einiger deutscher Welterbestätten. Thematisiert werden neben den Brückenplanungen in Dresden und im Oberen Mittelrheintal (Goar/Goarshausen) auch die Altstadt von Stralsund und die Bauhausstätten in Dessau. Der Weltreport 2006/2007 enthält erstmals auch eine Reihe von Untersuchungen, die sich mit den Auswirkungen des weltweiten Klimawandels auf unser Kulturerbe befassen. Fallbeispiele zeigen, inwieweit unterschiedlichste Regionen, etwa die Küsten Kanadas, die Antarktis und Südeuropa bereits von diesen Veränderungen betroffen sind. Das Bewusstsein um die Wechselwirkung von Natur- und Kulturerbe zeigt sich auch im Engagement von ICOMOS in Brasilien, wo der tropische Regenwald des Amazonas zum „monument of nature“ erklärt wurde.
In unmittelbarem Zusammenhang mit diesen Fragestellungen steht auch die Heritage at Risk Spezialausgabe „Kulturerbe und Naturkatastrophen – Möglichkeiten und Grenzen der Prävention“, die die Ergebnisse einer von ICOMOS veranstalteten Tagung auf der Leipziger Messe vorstellt. Im Zuge des Klimawandels nehmen die Intensität und Häufigkeit von Naturkatastrophen zu und somit auch die Gefahren für unsere Kulturgüter. Auf die Denkmalpflege kommen somit Herausforderungen bisher unbekannten Ausmaßes zu.