Die Schätze Jahrtausende alter Kulturen sind in unzähligen Unterwasserhöhlen Mexikos konserviert. Diese wertvollen archäologischen Funde wie Knochenreste oder Feuerstätten erlauben Rückschlüsse auf die Entstehungsgeschichte vieler Kulturen. Die Arbeit ist so faszinierend wie beschwerlich: um die Forschungstaucher herum ist es pechschwarz, eng verzweigte Höhlen mit oft scharfkantigen Wänden lassen nur wenig Bewegungsspielraum. In diesen sogenannten Cenoten suchen sie nach Relikten vergangener Kulturen und vermessen Höhlen. Ihr Ziel: »Wir wollen Unterwasserarchäologie in schwierigen Gewässern erleichtern«, so Florian Huber, der sich im Rahmen seiner Doktorarbeit mit diesem Thema befasst. Zusammen mit Informatikerin Anne Jordt von der CAU und dem Geologen Tom Kwasnitschka vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel entwickeln sie 3D-Modelle, anhand derer die Fundstätten bequem am Computer erforscht werden können. »Wir verwenden dafür die Fotos und Filmaufnahmen unserer Taucherkollegen in einem Programm zur 3D-Szenenrekonstruktion, das am Institut für Informatik entwickelt wird«, sagt Jordt.
Für die Dreharbeiten zum Kinofilm »Die Höhlen der Toten«, der im Kommenden Sommer in den Kinos gezeigt werden soll, wurde eine neuartige 3D-Ausrüstung entwickelt. Diese war zwar deutlich leichter als frühere Systeme, stellte aber mit 80 Kilogramm für Kamerasystem und Gehäuse dennoch kein Leichtgewicht dar. »Wir haben die gesamte Ausrüstung drei Wochen lang durch unwegsamen Dschungel getragen und sie durch wenige Zentimeter große Öffnungen in die Cenoten abgeseilt«, schildert Huber.
In den Höhlen angekommen, ging die Arbeit dann erst richtig los. »Regisseur Norbert Vander besprach die Einstellungen und Bildwünsche mit uns, worauf eine genaue Planung des Tauchgangs im Team folgte. So wusste jeder immer, was er dort unten zu tun hatte. Nach dem Abseilen des gesamten Materials wurde Licht ins Dunkel gebracht und die Kamera kalibriert. Dann folgten stundenlange Tauchgänge, die von jedem ein Höchstmaß an Konzentration verlangten.« Dabei durften die Wissenschaftler keine Zeit verlieren, denn das Gasgemisch in den Taucherflaschen geht schnell zur Neige und jede Aktivität in den Höhlen lässt Kalk von der Decke rieseln, was das Wasser schnell trübe macht. »Das war für alle eine anstrengende Drehzeit, die aber mit großartigen Bildern belohnt wurde«, so Christian Howe. Der Kieler Meeresbiologe war einer der beiden Kameramänner des aufwendigen Filmprojektes.
Eigens für den Film stellten Einheimische historische Szenen nach, um das Leben in den Höhlen zu der Zeit zu zeigen, in der sie als Opfer- oder Wohnstätten genutzt wurden. Huber: »Mit dem Film wollen wir zeigen, wie spannend Wissenschaft und Archäologie sein können und wie wunderbar erhalten die Relikte vergangener Kulturen in diesen Höhlen sind. Viele Menschen werden diese Orte nie live sehen können, aber im 3D-Film tauchen sie gemeinsam mit uns in die Tiefe der Geschichte.«