Sie haben herausgefunden, wie sich die obere Schutzschicht eines Gemäldes, der sogenannte Firnis, auf schonende Weise entfernen lässt, ohne tiefer liegende Schichten zu beschädigen. Dies ist ein großer Fortschritt auf dem Gebiet der Restaurierung und Konservierung, da klassische organische Reinigungsmittel häufig die Malschicht nach Entfernen des Firnisses von Gemälden angreifen und schwere Schäden am Kunstwerk verursachen können. Die Untersuchungen wurden von der Stiftung Landesbank Baden-Württemberg, Kunst und Kultur durch eine Sachbeihilfe gefördert.
Das Konzept der Tübinger beruht dabei auf einer alkalischen Abnahme der Oberfläche mit Hilfe dreier Bausteine: großmolekulare Lösungsmittel, starke Base, großes Gegenkation. Weser und Hilfrich gehen davon aus, dass gealterte Ölfirnisse ebenso wie einige Harzfirnisse chemisch als eine Art "Polyester" anzusehen sind. Durch die alkalische Behandlung lässt sich diese Schutzschicht besonders schonend in kleinmolekulare, wasserlösliche Bruchstücke spalten.
Der Vorteil dieser Methode besteht im Gegensatz zu herkömmlichen Verfahren mit organischen Lösungsmitteln darin, dass die Spaltung des Firnis nur an seiner Oberfläche erfolgt. Tiefer liegende Mal- oder Firnisschichten werden auch dann nicht angegriffen, wenn ihre chemische Zusammensetzung der des abzubauenden Firnis oder der Übermalung ähnelt. Soll der Prozess kurzzeitig abgebrochen werden, so kann der Alkaliionen-Kronenether durch rasche Zugabe von hochmolekularer Polyacrylsäure, die in Polyethylenglycol gelöst ist, neutralisiert und deaktiviert werden.
Die mikroskopische Kontrolle des gereinigten Bereichs ergab keine erkennbaren Änderungen auf der Maloberfläche. Durch neue Verfahren der alkalischen Firnisabnahme wird die Struktur des zu reinigenden Gemäldes folglich nicht beschädigt. Es wurde bereits mehrfach vor größerem internationalem Fachpublikum vorgestellt und begeistert aufgenommen, so zum Beispiel anlässlich eines Workshops am renommierten Courtauld Institute of the History of Art in London und am Opificio delle Pietre Dure in Florenz.
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Quelle: Uni Tübingen