Sechs Wochen lang wurden Teile des alten Königsviertels im Hafen von Alexandria und der Stadt Heraklion in der Bucht von Abukir untersucht. Im Hafen von Alexandria standen Grabungsarbeiten an alten Gebäudestrukturen entlang der antiken Küstenlinie im Vordergrund. Dabei stieß man auf byzantinische Goldmünzen aus dem 7. und 8. Jahrhundert n.Chr.. Die Tatsache, dass keine Funde jüngeren Datums gemacht wurden, lässt darauf schließen, dass dieses Gebiet im Hafen von Alexandria etwa zur selben Zeit wie Kanopus und Heraklion, d.h. in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts n.Chr., im Meer versank.
Die Expedition in Heraklion sollte neues topographisches Datenmaterial über die südöstliche Ausdehnung der antiken Siedlung liefern. Bisher unbekannte Gebäudestrukturen und Hafenanlagen konnten im südöstlichen Teil des Hafens geortet werden. Der alte Zentralhafen und einzelne Hafenbecken im Südosten Heraklions wurde ebenfalls untersucht. Die ausgedehnte Struktur dieser Anlagen lässt auf die hohe Bedeutung der Stadt als internationale Handelsmetropole in der Antike schließen.
Die bei den Grabungsarbeiten gemachten Funde wurden von Sedimenten befreit und an die Wasseroberfläche geholt. Unter anderem entdeckten die Archäologen eine 25,5 cm große Osiris-Statue aus Bronze. Besonders auffallend ist deren Verzierung mit Blattgold, was an den Augenpartien noch deutlich zu erkennen ist.
Die Entdeckung einer Osiris-Statue unterstreicht die Bedeutung, die dem ägyptischen Gott Osiris in Heraklion und in der nördlichen Region des Nildeltas zuteil wurde. In der Antike fanden dort jährlich die großen Osiris-Mysterien statt. Bei diesem religiösen Fest zur Wiedergeburt des Osiris segelte eine heilige Barke vom Amun- Tempel in Heraklion bis zum Allerheiligsten der benachbarten Stadt Kanopus. Details dieses Rituals sind dank der Texte und Figuren in den osirischen Kapellen des Dendera-Tempels überliefert.
Die bei der diesjährigen Expedition gefundenen Artefakte könnten neue Erkenntnisse über die Bedeutung der Region als religiöses Zentrum liefern. Wissenschaftler werden in den kommenden Monaten genaue Analysen vornehmen, ebenso wird das umfangreiche topographische Datenmaterial ausgewertet.