Seit 2017 erbringt die archäologische Untersuchung des Posaer Berges wichtige neue Erkenntnisse zum ehemaligen Benediktinerkloster Posa sowie zu dessen ottonenzeitlicher Vorgängeranlage. Auch in diesem Jahr findet hier wieder eine Forschungsgrabung des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie (LDA) Sachsen-Anhalt und des Vereins zur Förderung der Archäologie und der historischen Forschung Zeitz e. V. statt. Die bislang aufgedeckten Befunde im Kapitelsaal und im Kreuzgang des Klosters sowie die Überreste eines Verbindungsbaus zwischen der älteren Kirche des 10. Jahrhunderts und einem repräsentativen Wohnturm derselben Zeit vervollständigen das bisher bekannte Bild der Bau- und Nutzungsgeschichte des Posaer Berges und fügen ihm wichtige Facetten hinzu.
Seit März 2024 führen das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und der Verein zur Förderung der Archäologie und der historischen Forschung Zeitz e.V. mit Unterstützung der Stadt Zeitz wieder eine archäologische Forschungsgrabung auf dem Gelände des ehemaligen Benediktinerklosters Posa durch.
Untersuchungen und Erkenntnisse auf dem Posaer Berg seit 2017
Die seit 2017 kontinuierlich durchgeführten Untersuchungen erbrachten bereits zahlreiche neue und überraschende Einblicke in die Bau- und Nutzungsgeschichte des Posaer Berges, die auch weitreichende Schlussfolgerungen auf dessen historische Bedeutung zulassen. So wurden nicht nur überraschend gut erhaltene Überreste des 1114 gegründeten und im 17. Jahrhundert abgebrochenen Klosters, sondern auch Belege dafür aufgedeckt, dass sich an seiner Stelle bereits im 9. und 10. Jahrhundert eine Burg von erheblicher Bedeutung befand, zu der womöglich bereits im 10. Jahrhundert auch eine Kirche gehörte. Das bisher bedeutendste archäologische Zeugnis der Burg sind die Grundmauern eines mächtigen und repräsentativen Wohnturmes. Angesichts der Tatsache, dass sich im Bereich der späteren Bischofsburg in der Stadt Zeitz bislang keine Spuren aus dieser Zeit finden ließen, liegt die Überlegung nahe, dass sich die ursprüngliche Bischofsburg des 10. Jahrhunderts auf dem Posaer Berg befand. Dessen durchgehende Erforschung und die bedeutenden Erkenntnisse, die die Untersuchungen der vergangenen Jahre erbrachten, sind im Wesentlichen auch der Unterstützung engagierter ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer zu verdanken.
Die aktuellen Untersuchungen in Klausur und Kreuzgang
In diesem Jahr konzentrierten sich die Arbeiten zunächst auf den nordöstlichen Bereich der Klausur, des Wohnbereichs der Mönche, des ab 1114 eingerichteten Klosters. Hier konnte der Grundriss des romanischen Kapitelsaals, eines Versammlungsraumes, freigelegt werden, der in der Zeit der Gotik im 14. oder 15. Jahrhundert neu eingewölbt und mit einer an den Wänden umlaufenden steinernen Sitzbank versehen wurde. Charakteristisch ist der breite Durchgang zum Kreuzgang, der immer offenstand. Unter dem Fußboden des Kapitelsaals fand sich erstmals ein Hinweis auf den genauen Verlauf einer schriftlich überlieferten Wasserleitung, die vom südlich gelegenden Hainichen aus auf einer Länge von mehr als drei Kilometern Quellwasser in das Kloster führte. Die Erwähnung dieser Leitung in einer Urkunde aus dem Jahr 1186 stellt eines der frühesten schriftlichen Zeugnisse für eine derartige Anlage überhaupt dar. Die Leitung verlief unter dem Fußboden des Kapitelsaals und mündete in der Klosterküche. Ein Abzweig führte in das ebenfalls erst jüngst archäologisch nachgewiesene Brunnenhaus am südlichen Kreuzgang.
Östlich des Kapitelsaals wird gegenwärtig ein Abschnitt des Kreuzgangs aus der Mitte des 12. Jahrhunderts untersucht. Der Kreuzgang besaß eine Breite von drei Metern. Seine Fassade weist ein sehr qualitätvolles Mauerwerk aus Sandsteinquadern auf, wie es in Posa bisher ausschließlich am Kreuzgang festgestellt wurde. Die Durchleitung der Holzwasserleitung durch die Kreuzgangfassade erfolgte durch einen kunstvoll hergestellten Bogen.
Der Kreuzgang war zu jeder Zeit ein beliebter Bestattungsort. Deshalb verwundert es nicht, dass hier auf einer Länge von nur etwa acht Metern Bestattungen von mindestens 15 Personen aus der Zeit zwischen dem 12. und dem 15. Jahrhundert angetroffen wurden. Die Bestattungen liegen in bis zu drei Lagen übereinander. Wurde neuer Bestattungsplatz benötigt, wurden vorhandene Skelettreste aus der Erde genommen, an einen anderen Ort verbracht oder mit in die neue Grabgrube gelegt.
Neue Spuren der ottonenzeitlichen Anlage
Aus der Zeit der ottonischen Burganlage, des mutmaßlichen Bischofssitzes, stammen zwei Fundamente eines schmalen Gebäudes, das den im letzten Jahr angetroffenen Wohnturm mit der Kirche des 10. Jahrhunderts verband. Derartige Verbindungsbauten konnten bereits an mehreren frühmittelalterlichen Bischofssitzen archäologisch nachgewiesen werden. Sie dienten im Wesentlichen dazu, dass der Bischof trockenen Fußes in seine Kirche gelangen konnte. Innerhalb dieses ottonenzeitlichen Verbindungsbaus wurden ebenfalls Bestattungen vorgenommen. Wie der Kreuzgang, so waren auch derartige Durchgänge sehr beliebte Bestattungsplätze, ermöglichte doch das Überschreiten der Gräber eine fortwährende Erinnerung an den beziehungsweise die Toten. In Posa wurden diese Gräber des 10. und frühen 11. Jahrhunderts aufwendig als gemauerte Grabkammern errichtet, wie eine solche, ungewöhnlich hoch aufgemauerte Kammer im südlichen Abschnitt des derzeit untersuchten Kreuzgangbereiches belegt, in der im 15. Jahrhundert allerdings eine neue Bestattung vorgenommen wurde.
Ausblick
Die aktuelle Untersuchungsfläche wird in den nächsten Wochen nach dem Abschluss aller Dokumentationsmaßnahmen wieder verschlossen. Anschließend soll die Ausgrabung im Südbereich der Klausur weitergeführt werden, um den ottonischen Wohnturm weiter zu untersuchen. Dies wird im Rahmen einer Lehrgrabung erfolgen, in deren Rahmen Studierende der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg praktisch ausgebildet werden sollen.