Diese archäologische Epoche begann vor ca. 200.000 Jahren zeitgleich mit dem frühesten Auftreten des modernen Menschen (Homo sapiens sapiens) in Afrika und weicht zeitlich von der europäischen Mittelsteinzeit ab. Es ist eine Epoche der Veränderung, mit der Entwicklung regionaler Steingerätetraditionen, dem Auftreten zahlreicher Innovationen und der Entstehung symbolischen Verhaltens, wie der Herstellung von Kunst und Schmuck. Es erscheint naheliegend, dass dieser Innovationsschub mit dem Auftreten der neuen Menschenform, dem anatomisch modernen Menschen, zusammenhängt, der sich von Afrika nach Europa ausbreiten konnte und den Neandertaler verdrängte. Die zeitliche Einordnung der Steingeräteindustrien war bislang jedoch schwierig.
Mit Hilfe der OSL- Methode (Optically Stimulated Luminescence Dating) konnten die Wissenschaftler unter der Leitung von Dr. Zenobia Jacobs und Professor Richard Roberts von der University of Wollongong (Australien) nun Fundschichten von neun Fundstellen der Steingeräteindustrien "Stillbay" und "Howieson's Poort" im südlichen Afrika datieren. Dabei wurde gemessen, wann Quarzkörner aus den Fundschichten zuletzt von Sonnenlicht bestrahlt wurden. Demnach waren beide Industrien relativ kurzlebige, zeitlich voneinander getrennte Erscheinungen während des Zeitraums von 80.000 bis 60.000 Jahren vor heute. Die Gründe für das Aufblühen und Verschwinden der beiden Kulturgruppen sind bislang unklar, doch scheinen Klimaänderungen keine entscheidende Rolle gespielt zu haben. Interessanterweise fällt in den gleichen Zeitabschnitt die Ausbreitung des modernen Menschen aus Afrika, die letztendlich zur Verdrängung und dem Aussterben des Neandertalers in Europa führte. Die Ergebnisse der Studie erscheinen am 31. Oktober 2008 in der Zeitschrift "Science".