Die von der Stadt Hüfingen in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart beauftragte archäologische Fachfirma Archaeo Task legte außerdem eine römische Schuttschicht frei, die vermutlich von einer römischen Siedlung im Nordosten des Baugebietes stammt. Der Fund zweier Klingen aus Silex (Feuerstein), die einst zu einer Sichel gehörten, belegt zudem, dass das Areal bereits in der Jungsteinzeit genutzt wurde.
Die Entdeckung der vorgeschichtlichen Siedlung im nördlichen Bereich des Baugebietes ist eine echte Überraschung. In der zirka 3.100 Quadratmeter großen Grabungsfläche wurden zahlreiche Pfostenlöcher freigelegt, anhand derer sich Grundrisse mehrerer Pfostenbauten zumindest in Teilen nachzeichnen lassen. Mehrere Gräben fassen die Gebäude ein, im Süden begrenzen zwei parallel verlaufende Gräben die Siedlung, deren westliche, nördlich und östliche Ausdehnung jenseits der Grabungsgrenze aber nicht erfasst werden konnte.
Das wenige Fundmaterial aus den Pfostenlöchern, Gräben und Gruben legt eine Datierung in die Bronzezeit nahe. Möglicherweise können Alter und Charakter der Siedlung nach Abschluss der Auswertung näher eingegrenzt werden.
Seit den Berichten des Heimatforschers Paul Revellio von 1914 war bekannt, dass im Gebiet des ausgewiesenen Baugebietes »Hondinger Straße« und den umliegenden Äckern die Überreste einer römischen Siedlung, vielleicht eines Guthofes, liegen.
Da diese Kulturdenkmale durch die vorgesehenen Baumaßnahmen bedroht waren, wurden 2021 zunächst Sondagen und in deren Folge 2022 die Rettungsgrabung durchgeführt. Hierbei wurde der Umfang und die Qualität der im Boden enthaltenen Denkmalsubstanz dokumentiert sowie Funde geborgen, um das kulturelle Erbe für die Nachwelt festzuhalten.
Die Sondagen 2021 wurden durch das LAD sowie durch einen zertifizierten Sondengänger und eine von der Stadt Hüfingen beauftragte Fachfirma für geophysikalischen Prospektionen durchgeführt. Dabei wurden bereits zwei Urnengräber mit Keramikbeigaben aus der späten Bronzezeit (etwa 1300 bis 800 vor Christus) sowie Spuren der vorgeschichtlichen Siedlung entdeckt, die dann im Rahmen der Rettungsgrabung 2022 genauer untersucht wurde.
Bei den vier bei der Rettungsgrabung 2022 freigelegten spätbronzezeitlichen Gräbern handelt es sich um zwei Urnenbestattungen mit den verbrannten Überresten (sogenannter Leichenbrand) der Verstorbenen und sogenannte Brandgrubengräber, in denen der Leichenbrand ohne Urne in der Erde niedergelegt worden war. Eine der Urnen enthielt mehrere kleine Keramikgefäße als Grabbeigaben. Alle auf dem Areal entdeckten Gräber sind Teil eines spätbronzezeitlichen Friedhofes. Ob dieser zu der neuentdeckten vorgeschichtlichen Siedlung gehört, muss nach derzeitigen Kenntnisstand genauso offenbleiben wie die genaue Lage des römischen Gutshofs, von dessen Existenz lediglich noch zahlreiche Funde Zeugnis geben. Es ist zu erwarten, dass nach der abschließenden Auswertung der Ausgrabung oder durch künftige Funde diese Aspekte aus der Vor- und Frühgeschichte Fürstenbergs weiter erhellt werden können.