Seit Jahrhunderten sucht Hamburg nach seinen Wurzeln. Das historisch bedeutsame Gelände des Domplatzes hat in den Jahren 1949-56, 1980-87 und zuletzt 2005/06 bereits dreimal im Zentrum großer archäologischer Ausgrabungskampagnen gestanden. Nach Abschluss der letzten Grabung hat das Archäologische Museum Hamburg in einem mehrjährigen Forschungsprojekt eine Gesamtbewertung und Zusammenschau aller bisherigen archäologischen Untersuchungen durchgeführt. Die im Raum stehende Frage, ob die bei den Grabungen entdeckte Anlage schon während der Hammaburg-Zeit bestanden hat, konnte allerdings nicht allein durch die Betrachtung der archäologischen Funde beantwortet werden.
Mit Hilfe führender Historiker wurden die vorliegenden Ergebnisse noch einmal im Rahmen eines Fachkolloquiums zur Diskussion gestellt. Dies führte schließlich zu einer Wende und einer überraschenden Neubetrachtung. »Um die Befunde vom Domplatz wissenschaftlich richtig einordnen zu können, mussten wir alles in Zusammenhang bringen. Das Puzzle ist nun zusammengesetzt worden. Der richtige Zeitpunkt also, um unsere spektakulären Ergebnisse der Öffentlichkeit zu präsentieren«, so Professor Dr. Rainer-Maria Weiss, Direktor des Archäologischen Museums Hamburg und Hamburger Landesarchäologe. Mit den neuen Erkenntnissen aus dem Fachkolloquium können die Archäologen nun erstmals eine lückenlose Besiedlungsgeschichte des Domplatzes von der Gründung Hamburgs bis in die Gegenwart nachweisen. Die Ergebnisse des Kolloquiums sind in die Konzeption der Ausstellung eingegangen und haben dazu beigetragen, dass ein umfassendes Bild der Frühgeschichte Hamburgs entwickelt werden konnte.
Vom Mythos zur Ausstellung: Hamburgs Geschichte im Rampenlicht
Im Fokus der Ausstellung, die seit heute zu sehen ist, steht die Zeitspanne vom 8. bis 12. Jahrhundert. Beleuchtet werden verschiedene baugeschichtliche Phasen des Domplatzes: die Abfolge der verschiedenen Befestigungsanlagen, der Heidenwall sowie die Neue Burg. Dabei greift die Ausstellung weit über die lokale stadtgeschichtliche Perspektive hinaus und zeigt auf, welche politische Rolle der Hammaburg zukam und welche Bedeutung sie für die spätere Stadtentwicklung tatsächlich hatte. »Die Ausstellung beleuchtet die Rolle Hamburgs im Spannungsfeld zwischen Heiden und Christen, zwischen Franken, Sachsen, Slawen und Wikingern als politisch-historische Gesamtschau. Damit entfaltet die Schau eine Strahlkraft weit über die Grenzen Hamburgs hinaus«, so Professor Weiss.
Die spannende Suche nach der historischen Hammaburg wird mit modernen und innovativen didaktischen Methoden vermittelt. Das Museum zeigt wichtige Grabungsfunde, die bisher noch nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden sind. Leihgaben aus anderen Museen, Archiven und Kirchen ergänzen die Präsentation mit spektakulären Objekten. Außerdem zeigen zahlreiche digitale Rekonstruktionen, wie die Hammaburg nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgesehen haben könnte. Themen der Ausstellung sind u.a. die ersten Siedlungsspuren Hamburgs, die erste Nennung der Hammaburg in den frühen Archivalien, das Leben und Wirken des Missionars Ansgar und der Wikingerüberfall von 845.
Die Ausstellung ist noch bis zum 26.04.2015 im Archäologischen Museum Hamburg zu sehen.
Begleitend zur Ausstellung ist ein umfassender Forschungsband mit der Zusammenschau der bisherigen Grabungsergebnisse und den Beiträgen des ausstellungsvorbereitenden Fachkolloquiums erschienen.