Jan Assmann, dessen Vortrag die Ringvorlesung einleitet, versteht unter Mythen ganz allgemein "fundierende Erklärungen", die einen bestehenden Status quo als Teil einer natur- oder gottgegebenen, gesetzten oder gesätzmäßigen Ordnung legitimieren.
Dem Politologen Herfried Münkler zufolge wird Gemeinschaften durch Mythen politischer Sinn und nationale Identität gegeben, weil sie ein "Versprechen" enthalten, das die Vergangenheit mit der Gegenwart verbindet und darüber hinaus in die Zukunft weist. Folgt man diesen Gedankengängen, dann lassen sich die alten Abstammungs- und Staatsgründungsmythen mit den modernen Mythen des Nationalstaates, der Revolution, des Fortschritts durchaus vergleichen. So lässt sich der Bogen von Troja und Karl dem Großen über die Kreuzzüge, Friedrich Barbarossa, das Alte Reich und "Preußens deutsche Sendung" spannen bis hin zum "Mythos der Herkunft", zum Mythos von hispanischen Sonderweg und zur Entstehung und Entsakralisierung des Mythos "Großer Vaterländischer Krieg".
Im Wintersemester 2001/2002 wird die Ringvorlesung mit 13 Vorträgen fortgesetzt. Programme liegen im Institut für Geschichte aus und sind vor den einzelnen Vorträgen im Kollegienhaus erhältlich.
Quelle: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (idw)