Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte erhält »Funde« aus der Ruine des einstigen Kunstgewerbemuseums
Der heute in Berlin so bekannte Martin-Gropius-Bau, der lange als Kunstgewerbemuseum genutzt wurde, barg ab 1921 die Sammlungen des Museums für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin. Nur die wertvollsten Objekte konnten vor der Kriegszerstörung in Sicherheit gebracht werden. Zehntausende von Funden aus allen Epochen sanken bei der Bombardierung des Museums 1945 in Schutt und Asche. In das zerstörte Museum zog es in der Nachkriegszeit West-Berliner »Hobby-Archäologen«, die in der Ruine gruben und teilweise bedeutende Stücke bergen konnten.
Zu ihnen gehörte auch der 1939 geborene Maler Peter Grämer, der mit seinen Kommilitonen von der Hochschule der Bildenden Künste (heute: UdK) in die Stresemannstraße kam, um im Schutt sehr erfolgreich nach archäologischen Funden zu graben Die Witwe des 2018 verstorbenen Künstlers, Christine Weber, übergab jetzt dem Museum für Vor- und Frühgeschichte ein Konvolut von 1.500 Gegenständen. Hauptsächlich handelt es sich um Keramik (Scherben und ganze Gefäße), aber auch Bronzen, Eisen und Stein. Außerdem übergab Frau Weber drei Kladden, in dem ihr Mann die wichtigsten Funde in Tusche festgehalten hat. Auch sind die Fundstellen zeichnerisch genau dokumentiert.
»Wir haben schnell erkannt, dass es sich bei den Stücken zum größten Teil um Altbestand aus dem Museum für Vor- und Frühgeschichte handelt. Ein kleiner Teil der 'Funde' gehört zu den Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst aus dem damals benachbarten Völkerkundemuseum. Unsere Stücke stammen hauptsächlich aus dem bronzezeitlichen und eisenzeitlichen Griechenland, manches aus Italien und vor allem aus Troja. Bislang konnte etwa ein Dutzend der Funde identifiziert werden. Das gestaltet sich in der Masse jedoch schwierig, da durch den Brand meist die alten Inventarnummern verlorengegangen sind. Besonders erfreut sind wir über die Rückkehr von Objekten aus der Sammlung von Heinrich Schliemann«, sagt Kustos Bernhard Heeb.
»Wir wissen, dass es in West-Berlin geradezu ein 'Volkssport' war, in der Museumsruine nach Objekten zu suchen. Das Beispiel von Peter Grämer und seiner Witwe sollte in unseren Augen Schule machen und wir rufen dazu auf, Funde, die auch von diesem Ort stammen könnten, an das Museum für Vor- und Frühgeschichte zurückzugeben. Rechtliche Konsequenzen sind nicht zu befürchten, wir sind einfach nur dankbar, wenn wir diese für unsere Forschungen auch heute noch wichtigen Sammlungsstücke wieder in Empfang nehmen können«, so der Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte, Matthias Wemhoff.
Unter der E-Mail Adresse h.junker@smb.spk-berlin.de kann sich melden, wer ähnliche »Funde« in seinem privaten Umfeld vermutet.