Dort, wo während der Bauarbeiten ein großer Kran stand, stießen die LWL-Archäologen in der Erde auf sogenannte Grubenhäuser aus dem Mittelalter. Hierbei handelt es sich um Wohn- oder Werkstattgebäude, die in den Boden eingegraben wurden. Von solchen Häusern bleiben bis heute verfüllte Gruben zurück, die in diesem Fall etwa 4 bis 6 m² groß sind.
Außerdem fanden die Archäologen die Reste mehrerer Öfen, in denen Eisen gewonnen wurde. Darauf deuten auch die vielen auf der Fläche verteilten Stücke von Schlacke, die als Abfallprodukt bei der Erzeugung von Eisen entstanden sind. "Nach unseren bisherigen Erkenntnissen haben wir hier wohl die Werkstätten von einem oder mehreren Schmieden entdeckt", vermutet die Paderborner Stadtarchäologin Dr. Sveva Gai. "Offenbar handelt es sich um eine Art mittelalterliches Gewerbegebiet." Dass die Häuser und die Öfen aus dem Mittelalter stammen, wissen die Forscher durch die Keramikscherben, die sie in den Gruben gefunden haben. Die Scherben gehören zu Töpfen, die für das 9. bis 11. Jahrhundert typisch sind.
Das ausgegrabene Handwerkerviertel von Paderborn-Benhausen gehört wahrscheinlich zu der einstigen Siedlung Marsfelde, die bislang nur aus schriftlichen Quellen bekannt war. Die Siedlung wurde im Mittelalter aufgegeben und von ihren Bewohnern verlassen. An das vergangene mittelalterliche Städtchen erinnert heute noch die Marssaut, eine Quelle nicht weit entfernt von der Ausgrabungstätte. Auch der Name der Landschaft "Moorsfeld" leitet sich von der alten Siedlung ab. Marsfelde wird im Jahr 1024 erstmalig in einer Urkunde erwähnt und gilt als älteste aufgegebene Siedlung in dem Gebiet um Benhausen.
Die Archäologen des LWL wurden hier in Paderborn-Benhausen nicht zum ersten Mal fündig. Schon zu Beginn der Bauarbeiten im Dezember letzten Jahres kamen erste Grubenhäuser und Ofenreste ans Tageslicht. Die Ausgrabung und Dokumentation der Befunde erfolgt aktuell, da die Bauarbeiten abgeschlossen sind und die ehemalige Baustelle wieder für die landwirtschaftliche Nutzung aufbereitet wird.
Die Archäologen haben jedoch nur einen Teil der Siedlung ausgegraben. Der Rest liegt noch unter der Erdoberfläche verborgen. Da dieser Bereich nicht von Baumaßnahmen betroffen ist, besteht keine akute Notwendigkeit, hier weiter zu graben. Bei einer archäologischen Ausgrabung werden die Befunde zwar sorgsam dokumentiert und bleiben erhalten, das Original aber geht verloren. Daher hat der Erhalt von Bodendenkmälern Vorrang gegenüber einer Ausgrabung. Die Fläche, in der die Archäologen den Rest der Siedlung vermuten, soll in die Paderborner Bodendenkmalliste aufgenommen und so unter Schutz gestellt werden.