Dafür stellte die Max-Planck-Gesellschaft 500.000 Euro zur Verfügung. Die Forscher aus Ramat Gan und Leipzig planen als einen der ersten Schritte eine gemeinsame Publikation sowie ein Treffen aller Beteiligten zur Vorbereitung der feierlichen Eröffnung des Minerva-Zentrums am 6. Juni 2016 in Leipzig. Seitens der Universität Leipzig sind die Theologische Fakultät und die Fakultät für Geschichte, Kunst- und Orientwissenschaften in das Großprojekt involviert. Das interdisziplinäre Leipziger Team besteht neben Angelika Berlejung aus Prof. Dr. Marco Frenschkowski, Prof. Dr. Andreas Schuele und Prof. Dr. Michael Streck - sowie aus Würzburg assoziiert dem Ägyptologen Prof. Dr. Günter Vittmann. Die Leipziger Forscher werden die künftige enge Zusammenarbeit mit den Kollegen aus Israel, Prof. Dr. Aren M. Maeir, Prof. Dr. Esther Eshel, Prof. Dr. Yigal Levin und Dr. Leeor Gottlieb, koordinieren.
"Wir werden Ende dieses Jahres das Buch 'Wandernde Aramäer: Die Aramäer außerhalb Syriens' herausgeben", sagt Berlejung. Aram beziehungsweise die Aramäer waren die nördlichen Nachbarn Israels, die alte Kultur des ungefähren heutigen Staatsgebiets Syriens. Zu den Forschungsfragen gehören theoretische und methodische Grundlagenforschungen wie die Ausgangsfrage, inwiefern es sich bei "Autonomie" oder "autonomer Entscheidungsfindung" um ein Konstrukt handelt, das für historische Forschung anwendbar und fruchtbar ist. Ein wesentlicher Bestandteil der deutsch-israelischen Zusammenarbeit sind zwei große Konferenzen jährlich, die jeweils in Leipzig und Ramat Gan unter Beteiligung renommierter Forscher ausgerichtet werden. Die erste soll nach den Worten Berlejungs im Jahr 2017 stattfinden und sich mit den Religionen der Aramäer in den vergangenen drei Jahrtausenden befassen.
Der Gedanke der Fallstudie "Aram und Israel" soll nicht nur ein konkretes historisches Beispiel untersuchen, sondern auch deutschen, syrischen und israelischen Wissenschaftlern ein gemeinsames Diskussionsforum schaffen, bei dem es nicht zuletzt darum gehen wird, dem derzeit drohenden Verlust des syrischen Kulturerbes entgegenzuarbeiten. "Es wird angesichts des Bürgerkrieges in Syrien deutlich, dass das auch ein politisch aktuelles Thema ist", erklärt Berlejung, die schon länger zu Kultur und Geschichte der Aramäer forscht und sich nun durch das Minerva-Zentrum mit Kollegen international vernetzen kann. Es wird zunächst bis 2021 gefördert und dann evaluiert. Im Falle eines positiven Ergebnisses würde die Max-Planck-Gesellschaft das Zentrum für weitere sechs Jahre fördern.
Bereits seit 1975 werden an Universitäten und dem Weizmann-Institut für Wissenschaften als wichtiger Bestandteil der israelischen Forschungslandschaft sogenannte Minerva-Forschungszentren gefördert, die in allen wissenschaftlichen Disziplinen Spitzenforschung in Kooperation mit deutschen Wissenschaftlern betreiben. Mit den jüngsten beiden Gründungen in der Kategorie "Autonome Entscheidungsfindung" bestehen nun 24 solcher Zentren.