Vor gut 100 Jahren begann die großflächige Freilegung der hellenistisch-römischen Stadtanlage von Milet, eine der großen deutschen Grabungsunternehmungen in Westanatolien. Die frühere archaische Großstadt, die 494 v.Chr. von den Persern zerstört worden war, blieb jedoch bis zur Wiederaufnahme der Ausgrabungen 1989 unter der Leitung von Prof. Volkmar von Graeve von der Universität Bochum weitgehend unbekannt. Die Ausstellung "Milet - Zehn Jahre interdisziplinäre Archäologie in der Türkei" zeigt vom 3. Juni bis 15. Juli 2001 in der Abguss-Sammlung des Archäologischen Instituts der Universität Heidelberg Neues aus der Forschung.
An die Stelle der flächendeckenden Ausgrabungen früherer Generationen, bei denen die Platzanlagen und steinernen Großbauten im Stadtzentrum freigelegt wurden, sind räumlich begrenzte Grabungsareale getreten. Durch geomagnetische Prospektion können die unter der Erde liegenden, unsichtbaren Strukturen erfasst und dann an ausgewählten Stellen gezielt archäologisch untersucht werden. Auf diese Weise wird der Aufwand an Grabungspersonal und Finanzmitteln erheblich reduziert und die historische Substanz geschont.
Im Team des Bochumer Instituts für Archäologie sind neben Archäologen zahlreiche Wissenschaftler anderer Fachdisziplinen vertreten. Architekten, Historiker, Geologen, Geophysiker, Anthropologen, Biologen und Chemiker erforschen die Heiligtümer, Wohnquartiere und Handwerkerviertel der Metropole Ioniens, darüber hinaus den Lebensraum und die Lebensbedingungen ihrer Bewohner.
Biologen rekonstruieren die Flora und Fauna der Region, Anthropologen studieren die Ernährungsgewohnheiten und Krankheiten der antiken Milesier, Werkstoffwissenschaftler und Chemiker schließlich die Voraussetzungen und Techniken handwerklicher Produktion. Weitere Projekte befassen sich mit der Wasserversorgung, der Herkunft von Baumaterialien aus Steinbrüchen, dem antiken Verlauf der Küste, der Veränderung des Ökosystems durch menschliche Eingriffe, andere mit der Sicherung und Teilrekonstruktion der ausgegrabenen Monumente und der Erschließung der antiken Stadt für den modernen Tourismus.
Seit 1994 erforschen Heidelberger Archäologen das bronzezeitliche Milet
Seit 1994 erforschen Heidelberger Archäologen mit einem internationalen Team unter Leitung von Prof. Wolf-Dietrich Niemeier das bronzezeitliche Milet. Die Ergebnisse dieser Ausgrabung im Gebiet des Athena-Heiligtums belegen die Bedeutung der Stadt im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. Funde von Siegeln, Gefäßen aus Stein und Keramik, Wandmalereifragmenten und Kulteinrichtungen verdeutlichen die Beziehungen des frühesten Milet zum hethitischen Anatolien im Osten sowie zum minoischen Kreta und dem mykenischen Griechenland im ägäischen Westen.
Quelle: Uni Heidelberg (idw)