Wo sich schon bald Hotelgäste erholen, dringen derzeit Wissenschaftler in die Vergangenheit vor. Im Rahmen von Sanierungsarbeiten graben aktuell Mitarbeiterinnen einer archäologischen Fachfirma im Innenhof von Schloss Eringerfeld. Unter dem barocken Pflaster fanden sie die Mauern eines rechteckigen Gebäudes von 18 m Länge und 11 m Breite. Auffällig sind die über anderthalb Meter dicken Wände.
"Das genaue Alter der freigelegten Mauern ist noch unklar, da eindeutige Funde bislang fehlen", erläutert Grabungsleiter Thies Evers. "Wir haben keine datierenden Funde wie Keramikscherben, da wir das Gebäude nicht bis zum Fußboden freilegen." Die Archäologen graben nur bis zu der Tiefe der geplanten Baumaßnahmen. Von dem mächtigen Gebäude werden also nur die obersten Steinlagen von Erde befreit. Das Bodendenkmal bleibt auf diese Weise unter dem Hof geschützt.
Zwischen den Mauern stießen die Forscher auf Bau- und Brandschutt. Er zeugt vom Abriss des Gebäudes vor der Errichtung des Schlosses. "Die Entdeckung eines Vorgängerbaus von Schloss Eringerfeld ist für uns von großer Bedeutung", erklärt Andreas Wunschel von der LWL-Archäologie für Westfalen. "Wir konnten eine ältere Burg- oder Hofanlage an dieser Stelle bislang nur vermuten."
In den vergangenen Wochen hatten die Archäologen das barocke Innenhofpflaster freigelegt, das wahrscheinlich aus dem 17. Jahrhundert stammt. Dazu musste zuerst der aufliegende Schotter abgetragen werden. Die Pflasterung war überraschend großflächig erhalten. Sie besteht aus sorgfältig in Quadraten angeordneten Steinen. Die Wissenschaftler haben das Pflaster vermessen und dokumentiert. Aus hunderten von Fotos haben sie am Computer ein 3-D-Modell erstellt, sodass das Pflaster als digitales Abbild erhalten bleibt. Das Original wird entfernt, da es nicht den Anforderungen der modernen Nutzung entspricht. Die Investorin erwägt aber, einen Teil des Pflasters als Schaufläche zu erhalten.
Das im späten 17. Jahrhundert gebaute Schloss Eringerfeld zählt zu den bedeutendsten Barockschlössern Westfalens. Doch schon in den Jahrhunderten zuvor muss an dieser Stelle ein repräsentativer Bau gestanden haben. Eine Urkunde aus dem Jahr 1280 erwähnt einen Ritter Albert von Erkerinchusen, der sich nach dem Ort benannte. Unbekannt ist, ob dieser Ritter in Eringerfeld über einen Burgsitz oder Hof verfügte und wie dieser aussah. Der einzige bauliche Hinweis auf eine ältere Burganlage war bislang die Schlosskapelle, die mit ihren gotischen Fenstern vermutlich aus dem Mittelalter stammt. Die nun neu entdeckten Grundmauern bieten Anhaltspunkte für einen über mehrere Jahrhunderte bestehenden herrschaftlichen Mittelpunkt von Eringerfeld und seiner Umgebung.