Bei Ausgrabungen im Rahmen des Forschungsprojektes »Alt- und Mittelsteinzeit in Hessischen Ried« wurde eine 4 bis 9 m2 große rundliche Struktur aus etwa 800 Steinartefakten freigelegt. Es handelt sich dabei um die Überreste von Geräten bzw. Werkzeugen des täglichen Lebens einer Gruppe von Menschen, die sich vor etwa 10.000 Jahren an diesem Platz aufgehalten hat. Wie lange die Stelle besiedelt war, ist noch unbekannt. Die Klärung dieser Frage soll Gegenstand künftiger Untersuchungen sein.
Wie eine systematische Sondierung der näheren Umgebung zeigte, liegen in der Nachbarschaft des Befundes noch vier weitere Siedlungsstellen. Zusammen bilden die Fundkonzentrationen, die jeweils etwa 20 m voneinander entfernt liegen, eine annähernd halbkreisförmige Struktur. Für das Mesolithikum sind bisher nur wenige Siedlungsplätze dieser Größe bekannt. Weitere Untersuchungen könnten also wichtige neue Informationen über Größe und Organisation mittelsteinzeitlicher Siedlungen erbringen.
Die Rohmaterialien der gefundenen Steinartefakte stammen aus verschiedenen, auch weiter entfernt liegenden Regionen. Es handelt sich dabei um Chalcedon, Quarzit und Feuerstein, der in ganz Hessen selten vorkommt. Die Menschen des Mesolithikums (9.500 bis 5.550 v.Chr.) schätzten offenbar das Mündungsgebiet des Mains, der sich hier in zahlreiche flache Wasserläufe aufteilte. Denn nicht nur sie konnten hier den Fluss leichter als anderswo überqueren, sondern auch das Jagdwild. Gleichzeitig bot der sandige Boden ausreichend trockene Lagermöglichkeiten.