"Die Seeleute waren auf die Oberflächenströmungen und Winde angewiesen, zur Navigation dienten Landmarken, die Sterne und andere Praktiken. Eine Überquerung von 100 Kilometern mit einer Geschwindigkeit von 4 km/h ist daher plausibel. Doch selbst an den längsten Tagen, mussten die frühen Seefahrer mehrere Stunden bei völliger Dunkelheit auf hoher See verbringen," erklärt Prof. Nicholas Vella von der Universität Malta und Co-Investigator der Studie.
Die Entdeckungen gelangten einem wissenschaftlichen Konsortium unter der Leitung von Prof. Eleanor Scerri vom Max-Planck-Institut für Geoanthropologie (MPI-GEA) und der Universität Malta. In der Höhlenstätte Latnija, im Norden von Malta, fanden die Forschenden Steinwerkzeuge, Feuerstellen und gekochte Essensreste – eindeutige Hinweise für eine menschliche Nutzung der Höhle. "Wir fanden etliche Belege für eine Vielzahl von Wildtieren, u.a. auch Rotwild, von denen man lange annahm, dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits ausgestorben war", so Prof. Scerri. "Neben diesen Tieren jagten und kochten die Menschen Schildkröten sowie Vögel, mit einigen besonders großen, aber mittlerweile ausgestorbene Arten."
Zusätzlich fanden die Forschenden eindeutige Hinweise für die Nutzung mariner Ressourcen. "Wir fanden die Überreste von Robben, Fischen, darunter Zackenbarsche, und tausende essbare Schnecken, Krabben sowie Seeigel, allesamt gekocht", fügt Dr. James Blinkhorn, der korrespondierende Autor der Studie von der Universität Liverpool und dem MPI-GEA hinzu.
Die Funde werfen zudem weitere Fragen über das Aussterben der auf Malta und anderen kleineren Inseln einheimischen Tierarten sowie über eine mögliche Verbindung zwischen den mesolithischen Gruppen über den Seeweg auf. "Mit diesen Erkenntnissen kann die Vorgeschichte Maltas um Tausend Jahre erweitert werden. Gleichzeitig motivieren sie uns zu einer Neuüberlegung über das seefahrerische Können der letzten europäischen Jäger und Sammler und ihren Einfluss auf frühe Ökosysteme", so Prof. Scerri.
Das Forschungsprojekt wurde durch Maltas Superintendent für Kulturerbe unterstützt und durch den European Research Council sowie den Research Excellence Award der Universität Malta finanziert.
Publikation
Hunter-gatherer sea voyages extended to remotest Mediterranean islands
Nature. 9.4.2025
DOI: 10.1038/s41586-025-08780-y