Gerade rechtzeitig zum 400jährigen Stadtjubiläum ist es Archäologen und Ehrenamtlichen der Reiss- Engelhorn-Museen Mannheim gelungen, im Quadrat M 1 auf einer Ausgrabungsfläche von ca. 50 qm die ersten jemals in Mannheim entdeckten mittelalterlichen Siedlungsreste des 12. bis 15. Jahrhunderts freizulegen.
Die mittelalterlichen Spuren sind umso bemerkenswerter, als dass es die ersten Relikte dieser Art aus der „Altstadt“ Mannheim sind. Die Fragen nach dem Standort des städtischen Dorfes, das mit dem Bau der neuzeitlichen Zitadelle „niedergelegt“ wurde, sind damit in Teilen gelöst und seine Geschichte kann nun zukünftig im Vorfeld geplanter Baumaßnahmen vorallem im Kern der Festung Friedrichsburg (ab 1606) weiter erforscht werden.
Sehr interessant sind auch die Siedlungsreste der frühen Neuzeit. Aus dem 17. Jahrhunderts stammen die Reste eines Holzhauses in Pfostenbauweise, das teilweise über einer Abfallgrube errichtet worden war. Auffüllschichten sowie Markierungen von Parzellengrenzen durch Sandsteinmauern und Gräbchen belegen wiederkehrende Veränderungen von Grundstücksgrößen, ein Umstand der sich aus den Stadtplänen des 17. Jahrhunderts nicht ablesen lässt.
Neben diversen Gebäudefundamenten des 18. und 19. Jahrhunderts konnten auch die Reste eines Stadtpalais identifiziert werden, das vermutlich nach 1770 von Geheimrat von Backe errichtet wurde, der zu dieser Zeit größeren Grundbesitz in diesem Stadtviertel erworben hatte. Da bereits dreißig Jahre später die Grundstücke neu verteilt wurden, dürfte auch das von Backsche Palais im Zuge der französischen Besatzung und der österreichischer Rückeroberung um 1795 das gleiche Schicksal wie große Teile Mannheims widerfahren sein, sein Zerstörung.