Ausgrabungsleiterin Eva Manz ist von den Ergebnissen begeistert: »Da der hintere Grundstücksbereich in den letzten Jahrhunderten bis heute als Garten genutzt wurde, haben sich die Spuren der letzten drei Jahrtausende vorzüglich im Boden erhalten«, berichtet die Mitarbeiterin der Paderborner Stadtarchäologie. Besonders beeindruckt sind die Archäologen von fünf zwei Meter tiefen Vorratsgruben der ersten Jahrhunderte vor Christi Geburt. Hier lagerten Bauern der vorrömischen Eisenzeit ihr Getreide jeweils über den Winter für die nächste Aussaat im Frühling. Der Ort für die Siedlung war perfekt gewählt, die Paderquellen lieferten das ganze Jahr über Frischwasser für Mensch und Tier. Außerdem lockten die fruchtbaren Lössböden an dieser Stelle. Der leichte Geländerücken, der sich westlich der Warmen Pader von der Marienstraße bis zum Zusammenfluss der Paderquellen erstreckt, war vor Hochwasser sicher und bot einen guten Ausblick in die Landschaft.
Zusammen mit Spuren weiterer Höfe, die von der Stadtarchäologie schon in den letzten 20 Jahren in der heutigen Innenstadt entdeckt wurden, lässt sich inzwischen eine Siedlung mit bisher mindestens neun Hofstellen der ersten ein bis drei Jahrhunderte vor Christus rekonstruieren. Die Höfe bestanden allerdings nicht unbedingt gleichzeitig.
Die Standortvorteile wusste 1.000 Jahre später auch Kaiser Karl der Große zu schätzen, als er hier in einer westlichen Außensiedlung der Kaiserpfalz Bauern zur Versorgung der Pfalzbewohner ansiedelte. Eine bronzene Gewandschließe des 9. Jahrhunderts mit einer Heiligendarstellung in Emaille findet sich unter den aktuellen Fundobjekten und bezeugt die Verehrung von Heiligen in Paderborn in dieser Zeit. Besonders wichtig waren die im Jahr 836 nach Paderborn überführten Gebeine des Heiligen Liborius.
Die Erde in der Kleppergasse verrät noch mehr über die Paderborner Vergangenheit. Eine Vielzahl von Pfostenlöchern zeugt von Häusern. Diese Häuser gehörten wiederum zu einer Hofstelle. In zwei kleinen Nebengebäuden, beinhalteten sogar Spuren eines Webstuhles und Zeugnisse einer Schmiede aus dem frühen 11. Jahrhundert. Die Hofstelle musste bereits im 12. Jahrhundert einem schmalen städtischen Grundstück weichen, das nun mit einem Haus zur neu entstandenen Kleppergasse ausgerichtet war.
Alle diese Spuren sind im Boden bestens konserviert worden. Ein echter Glücksfall für die LWL-Archäologen, die einmal mehr neue Indizien für die Fortführung der Paderborner Geschichtsschreibung dokumentieren konnten.